Mit dem Handy aufs Klo? Keine gute Idee

Der Düsseldorfer Mediziner Ingo Alldinger ist Spezialist für Probleme des menschlichen Verdauungstraktes. In seinem Podcast „Der Proktologe“ beantwortet er uns meist peinliche Fragen – zu lauten Blähungen, idealer Farbe des Stuhls und Hämorrhoiden.
Von Hans Onkelbach (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 29. April 2025
Proktologe Ingo Alldinger

Foto: Andreas Endermann
Ingo Alldinger in seiner Praxis in den Schadow Arkaden. Was Sie schon immer mal über Ihre Verdauung wissen wollten, aber nie zu fragen wagten – in seinem Podcast erfahren Sie es.

Humor hat der Mann mit dem dezent badischen Akzent, das muss man ihm lassen. „Ein Arsch voll Wissen“ – diesen Untertitel seines Podcast darf man sich, das schräge Bild sei erlaubt, durchaus auf der Zunge zergehen lassen. Und zu der Erkenntnis gelangen, wie berechtigt er ist.

Jedenfalls ist ihm Aufmerksamkeit sicher. Denn wer da nicht hinhört, der hat noch nie mit Montezumas Rache (vulgo: Durchfall) im Bad die Kacheln gezählt oder sich mit verstopftem Gedärm geplagt. Unser Innenleben, vor allem der Bereich zwischen Magen und Anus, ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Manche sprechen sogar vom zweiten Gehirn. Dass es eine enge und das Leben prägende Verbindung zwischen Kopf und dem verschlungenen Souterrain unseres Körpers gibt, ist eine Erkenntnis, die den Chinesen seit vielen Jahrhunderten, der westlichen Medizin aber erst in jüngster Zeit vertraut ist.

Dabei sind Redensarten wie „Das ist mir auf den Magen geschlagen“, „Da kommt mir die Galle hoch“ und „Das ist schwer zu verdauen“ uralt und beruhen auf der Erfahrung, wie sich Stress in diesem System auswirkt. Als Laie könnte man sagen: Der Kopf verdaut mit.

Vielen ist das Thema peinlich
Der Düsseldorfer Proktologe Ingo Alldinger weiß das alles und erlebt es täglich in seiner Praxis in den Schadow Arkaden. Zigfach sieht er, wie die Menschen mit dem Thema umgehen: Männern wie Frauen ist es peinlich, man spricht ungern darüber und sucht erst Hilfe, wenn es unerträglich wird. Der Stuhlgang als Leidensstrecke – das ist für die meisten mit Problemen in diesem Bereich der Normalfall.

Schon unsere Wortwahl fürs alltägliche Stoffwechselprodukt ist typisch: Die Dinge beim Namen zu nennen (was ich hier, typisch, auch nicht so ohne weiteres tun mag) bereitet uns Magenschmerzen. Der Begriff, der mit Sche anfängt und mit iße aufhört, ist uns suspekt, es sei denn als Schimpfwort. Wir sprechen von Stuhl oder Kot, bei Tieren von Losung oder Köttel. Wo all das im Idealfall rauskommt, trägt zwar einen anatomisch eindeutigen Namen, dient meist aber auch vor allem als üble Beschimpfung für andere Menschen. Will der Arzt wissen, wie es denn so läuft oder wo es drückt, wird er – ebenfalls zurückhaltend – fragen: „Hatten Sie Stuhlgang?“. Die Antwort ist Ja, wichtiger aber die Frage „Wie oft?“.

Übrigens muss das keineswegs einmal in 24 Stunden sein. Unter Spezialisten gilt die Regel „Zwischen jeden Tag und alle fünf Tage ist normal“. Persönlich kenne ich einen Fall, wo es ungefähr alle zwei Wochen zur Entleerung kommt – und die betreffende Person putzmunter ist. Für fast alle von uns unvorstellbar, oder?

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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