Mit Rucksack, ohne Rücksicht
Eins vorab: Diesen Text schreibt einer, der lernte, Rucksäcke zu hassen. Jedenfalls bei anderen. Weil es immer wieder zu Belästigungen, Rempeleien, kurz: unangenehmen Situationen kommt. Ich bin sicher, damit nicht allein zu sein.
Wenn ich langsam durch die Stadt gehe und – was ich am liebsten tue – andere Menschen beobachte, fällt mir auf, wie viele von ihnen offenbar nicht ohne Gepäck unterwegs sein wollen. Sie sind ausgestattet wie auf einer Reise, obwohl sie nur einkaufen oder bummeln. Auf ihrem Rücken hängt, groß und sichtlich schwer, dieses Gebilde, das wir Deutschen Rucksack nennen. Groß, manchmal optisch ungünstig herabhängend, mit sichtlich vielen Taschen und Fächern, reichlich Reißverschlüssen und Griffen. Im Volumen sind die Stücke zwischen sehr klein wie eine Damenhandtasche und wuchtig wie die Teile, die Rucksacktouristen auf der ganzen Welt mit sich herumschleppen.
Man sieht sie auf der Straße und in Geschäften, sie sind in der Bahn unterwegs oder auf Fahrrädern. Und meistens scheinen sie prall gefüllt zu sein. Oft erlebe ich beim Einkaufen im Supermarkt, wie Kunden beiderlei Geschlechts nach dem Bezahlen Wurst, Brot, Klopapier und andere Sachen hineinstopfen, sich das Ding schwungvoll umschnallen und den Laden verlassen. Was okay ist. Wenn sie nicht in dem Moment, in dem sie den Sack achtern festgezurrt haben, sofort vergäßen, wie sich der Umfang ihres Körpers gerade verändert, wie viel mehr Raum sie nun benötigen, um sich zu bewegen. Die Folge: Wer zufällig danebensteht (was mir häufiger passiert ist), bekommt nun hautnah eine Tuchfühlung der unerwünschten Art. Je nach Körpergröße des Trägers oder der Trägerin kommt es zum Anrempeln am Kopf oder am Oberkörper. Der Verursacher merkt das meistens nicht, denn seine Nervenenden sind ja nicht mit denen des Gepäckstücks auf seinem Rücken verbunden, er/sie bleibt also völlig ahnungslos.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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