fbpx
Olaf Wilhelmer und Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller
Olaf Wilhelmer (links) und Stephan Keller im Studio der Castcrew in Düsseldorf.

Oberbürgermeister trifft seinen Stimm-Zwilling

Olaf Wilhelmer klingt wie Stephan Keller. Deshalb haben wir die beiden zusammen ins Studio eingeladen. Dort haben der Radioredakteur und der Rathauschef über die Macht der Stimme gesprochen – wie man hier hören und lesen kann.
Veröffentlicht am 21. November 2024

Büro und Studio unserer Podcast-Produzenten schlängeln sich durchs Erdgeschoss. Ich stand am hinteren Ende, als ich hörte, dass vorne jemand in die Küche kommt. Er grüßte in die Runde und sagte ein paar Sätze, mit denen man ein Gespräch beginnt. „Ah, der Oberbürgermeister ist da“, dachte ich und bog um die Ecke. Ich sah nicht Stephan Keller, sondern Olaf Wilhelmer.

Dieser Moment war eine weitere Bestätigung des Phänomens, das wir Stimm-Zwilling nennen. Begonnen hatte alles mit der Sendung „Interpretationen“ im Deutschlandfunk Kultur. VierNull-Mitgründer Boris Bartels glaubte, Düsseldorfs Oberbürgermeister sei dort zu Gast und spreche über den Komponisten Arnold Schönberg. Als er nachschaute, lernte er, dass der Moderator Olaf Wilhelmer heißt und genauso klingt wie Stephan Keller.

In den Biografien der beiden gibt es einige Gründe, die die akustische Verwandtschaft begründen. Olaf Wilhelmer ist in Bonn geboren, Stephan Keller in Aachen. Das verursacht bei beiden einen ganz leichten rheinischen Sing-Sang. Beide brauchen ihre Stimme zu beruflichen Zwecken, sie haben viel Erfahrung, wie sie diese einsetzen, sprechen ruhig und betont. Der Radioredakteur beschreibt dies als „baritonale Stimme von mittlerer Tiefe und mittlerem Umfang“, die „wohlmeinende Menschen als schöne Stimme bezeichnen“. Stephan Keller spricht nach eigenem Empfinden „tief und sonor, eher ein Bass als ein Bariton“.

Nachdem wir die Ähnlichkeit entdeckt und mit Stimm-Zwilling beschrieben hatten, entstand in der Redaktion die Idee, beide zu einem Gespräch einzuladen. Sie sagten schnell zu, Olaf Wilhelmer mit den folgenden Zeilen: „Lieber Herr Herrendorf, es wird Ihnen vermutlich auch so gehen, dass in Ihrer Redaktion zahlreiche und bisweilen kuriose Zuschriften eintreffen. Aber eine solche Reaktion auf eine meiner Sendungen habe ich in zwei Jahrzehnten Radio noch nicht erhalten. Insofern möchte ich Ihnen für das Interesse und die Aufmerksamkeit sowie für diese originelle Idee vielmals danken!“

Wie sehr die beiden einander ähneln, ist ganz am Anfang der Aufnahme zu hören. Olaf Wilhelmer liest die Sätze vor, die Stephan Keller zu Beginn jeder Sitzung des Stadtrats spricht. Der Düsseldorfer Oberbürgermeister wiederum eröffnet die Radio-Sendung „Interpretationen“, so wie wir es damals im Deutschlandfunk gehört haben. Es ist sehr schwer zu sagen, wer wer ist.

Was mit Phänomen und Staunen begann, entwickelte sich im Studio zu einem tiefgehenden Gespräch über die Macht der Stimme. Olaf Wilhelmer fragte etwa, wann und warum Stephan Keller unterschiedlich spricht. Er lernt, dass die Gegenrede zum Hoppeditz und eine hitzige Debatte im Rat einander erstaunlich ähnlich sind. Zugleich bringen die Termine des Oberbürgermeisters aber so unterschiedliche Anlässe mit, dass er tatsächlich innerhalb kurzer Zeit ganz verschieden rede.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

Unser Journalismus ist werbefrei und unabhängig, deshalb können wir ihn nicht kostenlos anbieten. Sichern Sie sich unbegrenzten Zugang mit unserem Start-Abo: die ersten sechs Monate für insgesamt 1 Euro. Danach kostet das Abo 8 Euro monatlich. Es ist jederzeit kündbar. Alternativ können Sie unsere Artikel auch einzeln kaufen.

Start-Abo: 6 Monate für 1 Euro

Artikel einzeln kaufen

Schon Mitglied, Freundin/Freund oder Förderin/Förderer?

Hier einloggen


Lust auf weitere Geschichten?