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1884 malte Vincent van Gogh dieses "Stillleben mit Flaschen und Keramik", Düsseldorfer ABB-Senf inklusive. Foto: Wikimedia

Senf und Farben: Was Vincent van Gogh mit Düsseldorf verbindet

Eigentlich wollte unser Autor in Amsterdam ein Gemälde von 1884 besuchen, auf dem ein Düsseldorfer Senftopf zu sehen ist, um über diesen Umweg Düsseldorf als deutsche Senfhauptstadt zu feiern. Doch dann kommt „Farbe“ ins Spiel, und der Text endet auf dem „Millionenhügel“ am Nordfriedhof.
Veröffentlicht am 19. Dezember 2023

Zwei Düsseldorfer in Amsterdam.

„Das hätten wir uns auch sparen können“, sagt mein bester Freund P.

„Lass uns wenigstens ein paar Fotos vom Gebäude machen“, sage ich.

Wir stehen vor dem Van-Gogh-Museum, und weil es seit unserer Ankunft pausenlos regnet, haben wir Regenschirme aufgespannt. Auf dem nassen Asphalt spiegelt sich eine Gemälde-Collage, die im Fenster auf das 50-jährige Bestehen des Hauses hinweist – bunter Kontrast zum tristen Wetter.

Ein paar Schritte trennen uns noch vom Museumseingang. Die kommenden beiden Stunden haben wir uns so vorgestellt: P. und ich spazieren von Bild zu Bild und tauchen ein in das Leben Vincent van Goghs. Der wurde zwar nur 37 Jahre alt, war in dieser Zeit aber sensationell produktiv. 900 Gemälde und 1100 Zeichnungen hat der Niederländer der Kunstwelt hinterlassen, und eines der Werke ist der Anlass für diese Kolumne. Es heißt „Stillleben mit Flaschen und Keramik“, und früher oder später erreichen wir seinen Standort. Öl auf Leinwand, 31,5 Zentimeter breit und 41,8 Zentimeter hoch. Flankiert von Weinflaschen und einer weißen Schachtel ist ein graues Senftöpfchen zu sehen, dekoriert mit dem blau geschriebenen Markenzeichen ABB. Das mit einem Anker aus dem Düsseldorfer Stadtwappen verzierte Monogramm steht für Adam Bernhard Bergrath, der im Jahr 1726 an der Rittergasse die erste Senfmanufaktur der Stadt gründete.

Naheliegende Fragen: Wie kommt ein niederländischer Maler im Jahr 1884 dazu, ausgerechnet ein Senftöpfchen aus unserer Heimatstadt in sein Werk einzubauen? War Van Gogh passionierter Senf-Esser? Hat er gar Düsseldorf besucht? Und warum war Düsseldorf schon vor 140 Jahren international für seinen Senf bekannt? Davon ausgehend wird uns das niederländische Senf-Gemälde die Vorlage liefern, um Düsseldorf als deutsche Senfmetropole abzufeiern. So der Plan …

Der erste Grund, warum das nicht klappt: Wir haben keine Tickets. Das Van-Gogh-Museum zieht jährlich mehr als zwei Millionen Besucher an, gehört zu den meistbesuchten Kunstmuseen der Welt. Da kann man nicht spontan reinschneien. Man muss auf der Museums-Website im Voraus ein Ticket für einen bestimmten Tag und ein bestimmtes Zeitfenster buchen, und für diesen Tag ist das Kontigent vergriffen.

Allerdings: Hätten wir daran gedacht, frühzeitig zu buchen, so hätten wir das „Stillleben mit Flaschen und Keramik“ trotzdem nicht gefunden. Zwar sind neben den Hauptwerken wie „Das Schlafzimmer in Arles“ oder „Die Kartoffelesser“ auch weniger bekannte Van-Gogh-Bilder zu sehen, ebenso wie ein Großteil seiner Briefe, ja sogar seine Selbstmordwaffe, aber: Der Platz im nicht gerade kleinen Museum reicht nur für 200 Gemälde und 400 Zeichnungen. Das „Senf-Bild“ indes ist gar nicht so unbekannt und bereits um die halbe Welt gereist, war in Museen in Japan, Korea und England zu sehen. Dennoch ist es momentan hier in Amsterdam nicht ausgestellt, ruht wohl im Lager.

Der dritte Grund, der unseren „Senf-Plan“ vereitelt, ist mir erst am Tag vor der Anreise aufgefallen: Unter der Überschrift „Sogar Vincent van Gogh malte den Düsseldorfer Mostert“ ist vor einigen Monaten in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine Kolumne erschienen, die sich ausgerechnet dem Thema widmet, das wir über den Amsterdamer Van-Gogh-Umweg ein wenig „hypen“ wollten. Dumm gelaufen, denn mein Vorspann hätte vermutlich ähnlich gelautet wie bei der FAZ: „300 Jahre Geschichte und kaum einer weiß davon: Düsseldorf ist seit jeher Deutschlands unumstrittene Senfhauptstadt.“   

Das also ist die Lage. Wir machen ein paar Außen-Fotos vom Van-Gogh-Museum, und dann flanieren wir durch die Stadt. Immer noch regnet es im Strömen, und während wir der Prinsengracht folgen, fragt mein bester Freund P.: „Wie wirst du denn jetzt umgehen mit der Senfstadt Düsseldorf in deinem Text?“

Ich antworte: „Bin mir gar nicht sicher, ob ich überhaupt noch Lust darauf habe, nachdem das eine überregionale Zeitung so groß getitelt hat. Hinterher denken die Leser, ich hätte mir das Thema geklaut …“

P. grinst verschwörerisch: „Bau die FAZ-Kolumne doch einfach in deine Kolumne ein.“

Am frühen Abend sitzen wir in unserem Hotelzimmer. Warum wir überhaupt nach Amsterdam gefahren sind, obwohl wir wussten, dass unsere Van-Gogh-Mission scheitern würde? Weil sie von vorherein nur „Beifang“ gewesen ist. Eigentlich sind wir nämlich hier, um das Konzert von einem US-Musiker zu sehen, den wir beide sehr schätzen. Noch zwei Stunden, bis es losgeht. Mein bester Freund P. lässt nicht locker, surft im Netz auf den Spuren vom „Stillleben mit Flaschen und Keramik.“

„In der FAZ ist Van Goghs Senf-Bild nur in einem Nebensatz erwähnt“, sagt er. „Das stand bloß im Titel, weil er so berühmt ist. Du könntest doch deren Artikel verlinken und …“

„Ja, und dann?“, unterbreche ich ihn. „Dann fehlt mir das eigentliche Thema.“

„Dann brauchst du einen zweiten Aufhänger – am besten eine weitere Van-Gogh-Verbindung zu Düsseldorf oder zu irgendeinem anderen Aspekt unseres Kurztrips. Sei halt mal kreativ …“

Auf dem Smartphone steuere ich den Wikipedia-Eintrag zu ABB-Senf an, und dann male ich mir im Kopf eine kurze Zusammenfassung der weiteren Düsseldorfer Senf-Historie aus, denn um die komme ich nicht herum. In diesem Sinne: Der scharf-cremige Mostert wird schnell über die Grenzen Düsseldorfs hinaus bekannt. Weitere Senfproduzenten siedeln sich an, die Konkurrenz belebt das Geschäft, und so avanciert Düsseldorf im 18. und 19. Jahrhundert zur deutschen Senfmetropole mit internationaler Ausstrahlung. Dadurch wiederum gelangen die ABB-Töpfchen bis in den niederländischen Ort Nuenen, wo Vincent van Goghs Vater in der Kirche predigte und der Meister selbst ab 1883 zwei Jahre verbringt. Ob er den Düsseldorfer Senf malte, weil er ihm so gut schmeckte? Oder weil ihm das Töpfchen-Design gefiel? Details sind nicht überliefert.

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Sieht heute noch genauso aus wie zu van Goghs Zeiten: ABB-Mostert im Steinguttopf, gekauft im Düsseldorfer Senfladen (Berger Str. 29). Foto: Sebastian Brück

Als nach dem Ersten Weltkrieg der Senfunternehmer Otto Frenzel aus Lothringen nach Düsseldorf emigriert, etabliert sich am Rhein die Herstellung nach französischem Dijon-Verfahren. Frenzels Marke: Löwensenf. Anfangs produziert das Unternehmen in Bilk, in einer Fabrik im Hinterhof der Himmelgeister Straße 127. Rund vier Jahrzehnte später, 1965, übernimmt Löwensenf den Konkurrenten ABB, hält nun quasi das Senf-Monopol der Stadt. Zwar gehört der Scharfsenfmarktführer seit 2001 zum Münchener Feinkost-Konzern Deverly. Produziert wird aber immer noch in Düsseldorf, am Kieshecker Weg in Lichtenbroich, direkt am Flughafen.  

Fehlt noch, wie von P. angesprochen, eine weitere, über das Thema „Senf“ hinausgehende „Van-Gogh-Verbindung“ zu Düsseldorf. Schwierig. Als wir je zwei Flaschen Heineken aus der Hotelbar getrunken haben, geraten wir in eine alberne Stimmung.

„Frag doch mal ChatGPT“, schlägt P. vor.

Zum „Aufwärmen“ stelle ich der künstlichen Intelligenz eine Frage, auf die ich keine ernsthafte Antwort erwarte: „Hat Vincent van Gogh etwas mit Juwelen zu tun?“

Hintergrund: Der amerikanische Musiker, den wir gleich live sehen werden, trägt den Künstlernamen Johnny Jewel. ChatGpt erklärt knochentrocken: „Van Gogh ist hauptsächlich für seine Landschaften, Porträts, Blumenstillleben und Szenen des ländlichen Lebens bekannt. Es gibt jedoch kein bekanntes Gemälde von ihm, das speziell Juwelen zum Hauptthema hat. Van Goghs Werke konzentrierten sich in der Regel auf Natur, Menschen und Alltagsgegenstände, nicht jedoch speziell auf Juwelen oder Schmuck.“

Die nächste Frage kommt von P.: „War Vincent van Gogh schon mal in Düsseldorf?“, tippt er in die ChatGPT-Maske seines iPhones ein.

Nach zwei Sekunden folgt die Antwort: „Ja, Vincent van Gogh hat Düsseldorf besucht. Im Jahr 1878, im Alter von 25 Jahren, zog er für einige Monate nach Düsseldorf, um an der Kunstakademie der Stadt zu studieren. Während seiner Zeit in Düsseldorf war er ein Schüler des Malers Anton Mauve.“

„Das klingt zu passend, um wahr zu sein“, sage ich. „Außerdem hätten selbst Kunstbanausen wie wir schon mal davon gehört, oder?“

Zum Abgleich stellen wir der KI die Frage noch mal, in leicht veränderter Form: „Was hat Vincent van Gogh mit Düsseldorf zu tun?“

Plötzlich liefert ChatGPT eine ganz andere Version: „Vincent van Gogh hatte tatsächlich eine Verbindung zu Düsseldorf. Im Jahr 1869, als er 16 Jahre alt war, arbeitete er als Lehrling in der Kunsthandlung seines Onkels, die sich in Düsseldorf befand. Während dieser Zeit sammelte er erste Erfahrungen in der Kunstwelt, lernte über verschiedene Kunststile und Künstler seiner Zeit.“

Unsere Gegenfrage: „Gibt es dafür seriöse Quellen?“ Prompt rudert die KI zurück, entschuldigt sich für „die Verwirrung“. Und weiter: „Es gibt keine historischen Aufzeichnungen oder Beweise dafür, dass Vincent van Gogh persönlich Düsseldorf besucht hat. Meine vorherige Information bezog sich auf die Studienzeit von van Gogh an der Kunstakademie, aber das war in Antwerpen und später in Brüssel.“

Fazit: ChatGPT mischt in seinen Schnellschüssen historische Fakten mit Spekulationen, verbindet Punkte, die nicht zusammengehören. Kunst-Performance einer künstlichen Intelligenz. Doch was ist mit Anton Mauve? Wir wechseln von der Online-KI zur Online-Enzyklopädie und finden über den Wiki-Eintrag des niederländischen Landschaftsmalers (1838-1888) heraus, dass er Vincent van Gogh tatsächlich unterrichtete, eine Art Mentor für ihn war. Intuitiv surfen wir weiter zum Wiki-Eintrag der „Haager Schule“, der Mauve angehörte: Von der Künstlergruppierung in Den Haag gingen, so ist zu lesen, wesentliche Impulse auf den Post-Impressionismus und die Moderne aus. Wir scrollen nach unten, und dann schaut mich mein bester Freund P. übertrieben-triumphierend an – als habe er einen bislang unbekannten Stern am Himmel entdeckt. Der Titel des Wikipedia-Unterpunktes, den er anschließend vorliest, lautet: „Düsseldorfer Schule“. Quintessenz: Zwischen „Haager Schule“ und „Düsseldorfer Schule“ gab es intensiven Austausch. Im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen zeigten deutsche Maler ihre romantische Sehweise des Fischerlebens an der niederländischen Küste. Umgekehrt zog der Ruf der Düsseldorfer Malerschule niederländische Maler der Haager Schule an den Rhein. Sogar ein Scheveningen-Gemälde („Ebbe“) des Düsseldorfers Andreas Achenbach ist als Beleg beigefügt.  

„Reicht das?“, fragt P.

„Interessant, aber ziemlich über Bande gespielt, oder?“, sage ich. „Ich meine: Das hat ja nicht wirklich mit van Gogh zu tun.“

„Stimmt.“ P. setzt ein nachdenkliches Gesicht auf, nimmt sein iPhone zur Hand: „Und stell dir mal vor, es gäbe doch noch irgendeine mehr oder weniger direkte Verbindung zwischen Düsseldorf und Vincent van Gogh, und du findest die nicht. Das wäre doch peinlich …“

Kurz bevor wir uns vom Hotel zum Ort des Konzerts – ein ehemaliges Gefängnis namens „Levenslang“ – aufmachen, laden wir von der Website des Van-Gogh-Museums das PDF einer Van-Gogh-Werkschau herunter. Wir durchsuchen das PDF nach dem Stichwort „Düsseldorf“, und siehe da: Wir finden einen neuen Hinweis, recherchieren diesem ein wenig hinterher, und schon haben wir einen neuen Plan für die Schlussszene dieser Kolumne.

Am nächsten Vormittag steuern wir aus dem Nachbarland kommend als erstes den Düsseldorfer Nordfriedhof an. Ziel dort: der sogenannte „Millionenhügel“, wo die Erbgrabstätten jener wohlhabenden Familien liegen, die man von Düsseldorfer Straßennamen kennt. Heye, Bagel, Mulvany, Lueg, Haniel, Trinkhaus, Henkel, Poensgen. Massive Konstruktionen, gerne mit Marmor und Granit verbaut, gekrönt von Obelisken und Bögen und bewacht von Engelsstatuen. Wer hat, der zeigt. Wir haben es auf die Grabstätte des Chemikers und Unternehmers Franz Schoenfeld (1834-1911) abgesehen. Diese wird von einer in fließendes Gewand gehüllten Frauengestalt aus weißem Marmor bestimmt, und auf dem Grabstein ist zu lesen: „Wer getreu geschafft, bis ihm die Kraft gebricht und liebend scheidet, den vergisst man nicht.“

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Am „Millionenhügel“: Grabstätte von Franz Schoenfeld, dem Gründer von „Lukas“-Farben, auf dem Nordfriedhof. Foto: Sebastian Brück

Das Lebenswerk des Franz Schoenfeld ist in der Kunstszene unvergessen: Bereits seit 1829 hat sein Vater ein Fachgeschäft für Künstlermaterialien gegenüber der Kunstakademie geführt. Mit diesem familiären Insiderwissen ausgestattet erkennt Franz Schoenfeld 1862 eine lokale Marktlücke. Von der Bismarckstraße 6 aus versorgt er mit der „Künstlerfarben Dr. Fr. Schoenfeld GmbH & Co“ die Düsseldorfer Malerschule mit professionellen Farben, die preiswerter und oft besser sind als die Konkurrenz aus dem In- und Ausland. Kein Wunder, dass die Schoenfeld-Produkte schon bald auch außerhalb der Stadt geschätzt werden. 1896 expandiert die Künstlerfarben- und Maltuchfabrik und zieht in die unmittelbare Nähe des Malkastens, auf das Areal zwischen Pempelforter Straße und Adlerstraße. Um die Jahrhundertwende wählt Schoenfeld den Maler-Schutzpatron „Sankt Lukas“ als neuen Namensgeber. Seitdem vertrauen Künstler in aller Welt den Produkten der Marke „Lukas“. 1960 zieht die Produktion von Pempelfort an die Harffstraße in Wersten. Bis in die 2010er Jahre wird das Unternehmen von den Nachkommen des Gründers geführt. Dann übernimmt es ein britischer Mitbewerber und verlagert die Produktion nach Großbritannien. Auf der Unternehmenswebsite wird jedoch weiterhin die Düsseldorfer Tradition betont und dokumentiert. Außerdem heißt es dort: „Lukas steht für über 150 Jahre herausragende Produktqualität, auf die berühmte Künstler – von Vincent van Gogh bis Hans Georg Baselitz – vertrauten bzw. immer noch vertrauen.“

Nicht nur „Senf“, auch „Farben“: Das ist sie also – die gesuchte „zweite“ Van-Gogh-Verbindung zu Düsseldorf, auf die wir am Tag zuvor gestoßen sind. Als Beleg ist sogar ein Brief des Meisters an seinen Bruder Theo van Gogh überliefert. Im September 1885 schreibt er: „Ich habe von Schoenfeld aus Düsseldorf Farben kommen lassen – ein paar Farben, die ich hier nicht gut bekommen konnte. Dass das Bild mit den Kartoffelessern nicht gut ist, liegt, zum Teil wenigstens, an der Farbe. […] Von dieser Erfahrung ausgehend, hätte ich es mit dem Mineralblau [von Schoenfeld], das ich jetzt habe, viel besser herausgekriegt.“

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September 1885: In diesem Brief an seinen Bruder Theo erzählt Vincent van Gogh, dass er Farben von Schoenfeld aus Düsseldorf bestellt hat. Foto: vangoghletters.org

Vincent van Gogh wurde erst nach seinem Tod berühmt. Zu Lebzeiten verkaufte er nur wenige Bilder, hatte zeitweise Schulden bei seinen Farb-Lieferanten. Van-Gogh-Forscher vermuten, dass er sich ob seines bescheidenen Lebenswandels nur ein einziges Mal leisten konnte, sich einen aus lackiertem Blech gefertigten Farbkasten bei Schoenfeld in Düsseldorf zu bestellen.

„Schade“, sage ich, als wir vor dem Grab am „Millionenhügel“ stehen. „Als Van Gogh die Farben bei Schoenfeld bestellt hat, dürfte sein Stillleben mit Düsseldorfer Senf-Beteiligung schon fertig gewesen sein.“

„Kannst du nicht einfach ein wenig flunkern im Text?“, fragt mein bester Freud P. „Das ist doch ungefähr zur gleichen Zeit passiert, und es soll erst mal einer beweisen, dass van Gogh die Düsseldorfer Senftöpfchen und seine Nachbarflaschen nicht im Nachhinein noch ein wenig perfektioniert hat – mit den Düsseldorfer Premium-Farben.“

„Wieso flunkern?“, frage ich. „Man kann doch einfach das Wort fast benutzen.“

Und so lautet das Resümee unserer Amsterdam-Reise: Vincent Van Gogh hat das Düsseldorfer ABB-Senftöpfchen fast mit Düsseldorfer Schoenfeld-Farben gemalt …

Weiterführende Informationen und Links

Düsseldorfer Farben
Sein Archiv hat der 1862 in Düsseldorf von Franz Schoenfeld gegründete Kunstfarben-Hersteller „Lukas“ als Dauerleihgabe an das Restaurierungszentrum Düsseldorf übergeben: Zu den über 2500 Archivalien gehören historische Rezeptbücher, Produktkataloge, Farbmaterialien, aber auch Korrespondenzen mit Künstlern sowie Farbrezepte und Materialmuster.  Durch das Vermächtnis von Franz Schoenfeld aus dem Jahr 1911 waren zuvor bereits 150 Bilder vorwiegend Düsseldorfer Künstler in die Sammlung des Museum Kunstpalast gelangt.  

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Farblithographie von „Dr. Fr. Schoenfeld Künstlerfarben Düsseldorf“ aus dem Jahr 1900. Foto: Wikimedia

Bei der Düsseldorfer Malerschule gehörten Farben aus der Schoenfeld-Produktion zur Standardausstattung. Andreas Achenbach schrieb 1895: „Es gereicht mir zu grosser Genugthuung heute, nachdem ich mein 81. Lebensjahr angetreten habe, zu erklären, dass ich von Anfang meiner künstlerischen Thätigkeit an ausschliesslich nur mit Schoenfeld’schen Farben gemalt habe und dass meine Bilder weder jemals gerissen noch nachgedunkelt sind.“ Auch die aus Düsseldorf stammende Jugendstil-Künstlerin Ilna Ewers-Wunderwald arbeitete mit „Lukas“-Farben (siehe VierNull-Interview mit Kurator Sven Brömsel: „Düsseldorfs wiederentdeckte Kunstikone“).

Düsseldorfer Senf
ABB-Senf kann man im traditionelle „Steinguttöpfchen“, wie es auch auf dem Van-Gogh-Gemälde zu sehen ist, im „Düsseldorfer Senfladen“ an der Berger Straße 29 in der Altstadt kaufen. Im hinteren Areal des kleinen Geschäfts findet sich ein Mini-Museum zur Düsseldorfer Senf-Kultur: Plakate, Dokumente und historische Senfgläser sowie Fotos (u.a. von den früheren Bilker Produktionsstätten an Ulenbergstraße und Himmelgeister Straße) laden zur Zeitreise durch Düsseldorfs Senf-Kultur ein. Vorne im Geschäft, neben dem Verkaufstresen, hängt ein Druck von Van Goghs „Stillleben mit Flaschen und Keramik“ an der Wand.

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Im Düsseldorfer Senfladen an der Berger Straße hängt ein Druck von van Goghs „Senf-Bild“. Foto: Sebastian Brück

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