Studenten wollen Düsseldorfs ersten Cannabis-Club eröffnen

Die Gründer von Düsselhanf sind Menschen, die mit Ideen nicht zögern. „Nicht reden, einfach machen“, sagt Christopher Theyssen immer wieder. Etwas in der Art muss ihr Gedanke gewesen sein, als sie die Marke Düsselhanf beim Amtsgericht eingetragen haben, bevor klar war, wie eine Legalisierung von Cannabis überhaupt umgesetzt werden soll. Klar war zu dem Zeitpunkt nur: Sie soll kommen. Nun wollen sie die ersten sein, die einen Cannabis Social Club in Düsseldorf eröffnen.
Der Kern von Düsselhanf sind sechs Männer, die auch Freunde sind. Sie sind Mitte 20 bis Anfang 30, die meisten von ihnen studieren noch: von Elektrotechnik bis BWL. Ursprünglich hatten sie gehofft, Verkaufsstellen für Cannabis mit angeschlossenem Café öffnen zu können – vergleichbar mit den Coffeeshops in den Niederlanden. Das Gesetz, das schließlich verabschiedet wurde, sah anderes vor. „Da müssen wir uns eben anpassen – wir nehmen, was wir kriegen können“, sagt Christopher Theyssen, einer der Gründer von Düsselhanf.
Und das sieht ganz grob so aus: Anbauvereinigungen sollen bald selbst Cannabis anbauen und die Ergebnisse an ihre Mitglieder verkaufen dürfen. Zudem dürfen sie Samen und Stecklinge abgeben, sodass die Mitglieder zu Hause selbst anbauen können.
In einer Anbauvereinigung dürfen höchstens 500 Personen Mitglied sein. Weil sie Vereine sind, dürfen sie keinen Gewinn machen. Sie dürfen auch nicht für ihre Produkte werben. Dort, wo sie Gras und Co. an die Mitglieder verkaufen, darf nicht konsumiert werden – also keine Coffee Shops. Im näheren Umkreis darf nicht gekifft werden. Die Vereine müssen außerdem Informationen zum Konsum bereitstellen und über Beratungs- und Präventionsangebote aufklären.
Direkt nach der Gründung von Düsselhanf kam eine große Welle an Anfragen über die Website. Aktuell sind 450 Personen Mitglieder– bald ist die Vereinigung also voll. Die Anfragen reißen nicht ab. Die Menschen, die sich melden und beitreten, sind völlig unterschiedlich. „Den klassischen Kiffer gibt’s eben nicht“, sagt Robert Suzanj. In einer Erhebung des Bundesgesundheitsministeriums von 2021 haben 4,5 Millionen Erwachsene angegeben, in den vorangegangenen zwölf Monaten mindestens einmal gekifft zu haben. Obwohl Robert Suzanj selbst fast nie konsumiert, ist es ihm wichtig, mit dem Verein das Bild von Menschen, die das tun, zu verändern.
Den Stempel, den der Konsum immer noch trägt, bekommen die Gründer in der Vereinsarbeit zu spüren. Für eine Party, bei der sich alle Mitglieder in lockerer Atmosphäre treffen und kennenlernen sollen, finden sie keine geeignete Location. „Wenn wir bei den Event-Locations dazu sagen, dass dort wahrscheinlich gekifft wird, wollen die meisten nichts damit zu tun haben“, sagt Christopher Theyssen. Dennoch ist er zuversichtlich: Wenn sich die Social Clubs erst einmal etabliert haben und mehr Menschen offen konsumieren und darüber sprechen, wird der Ruf sicher besser.
Momentan ist aber noch Warten angesagt. Die Bezirksregierung Düsseldorf bearbeitet aktuell 14 Anträge – 42 Anfragen liegen vor. Für die Bearbeitung gilt eine Frist von drei Monaten. Die Bezirksregierung nimmt sich vor, innerhalb dieser Zeit über Erlaubnis oder Ablehnung zu entscheiden. Wer also schnell war und am 1. Juli einen fehlerfreien Antrag gestellt hat, kann womöglich im Oktober mit dem Anbau starten. Fehlerfrei sind viele Anträge bislang vermutlich nicht. Das Verfahren ist noch ganz neu und viele Antragsstellende müssen sich damit erst einmal vertraut machen.
Der Antrag von Düsselhanf ist noch nicht dabei. Damit der vollständig ist, muss einer aus der Runde noch zum Präventionsbeauftragten geschult werden. Die Schulung soll die Stadt durchführen. Robert Suzanj sagt, das werde bislang noch nicht angeboten.
Wenn die Lizenz da ist, seien sie innerhalb von ein bis zwei Wochen startklar, schätzen Christopher Theyssen und Robert Suzanj. Dann bauen sie in einer Halle selbst an. Bis sie die Ergebnisse verkaufen können, wird es etwa drei Monate dauern. So lange brauchen die Pflanzen ungefähr, bis sie erntereif sind. Ende des Jahres könnte das erste Marihuana für die Mitglieder zu haben sein. Dann werde auch endlich die Lücke geschlossen, die durch den Ablauf der Legalisierung entstanden ist: Seit April ist es zwar erlaubt, Joints zu rauchen – einen legalen Weg, an Marihuana oder Haschisch zu kommen, gibt es aber noch nicht. Dabei war das Ziel der Legalisierung eigentlich, den Schwarzmarkt einzudämmen. Christopher Theyssen geht davon aus, dass die Menschen später lieber das hochwertige Produkt aus den Social Clubs als womöglich gestrecktes und verunreinigtes Gras von der Straße kaufen werden.
In einigen Fragen sind die Gründer von Düsselhanf schon vorangekommen. Sie wissen, wie das mit dem Anbau funktioniert, welche Sorten in Frage kommen und wo sie die Samen dafür hernehmen. Immer wieder gibt es Messen zum Thema, gerade in Ländern wie Spanien, in denen schon länger legal konsumiert werden darf.
Auch in Düsseldorf findet vom 23. bis 25. August so eine Messe in der Mitsubishi Electric Halle statt. Nicht zum ersten Mal, aber das erste Mal seit der Legalisierung. Die Veranstalter von „Cannafair“ erwarten 250 Aussteller und „bis zu 20 000 Gäste und damit so viele Besucher wie noch nie“, heißt es in einer Pressemitteilung. Auch wenn dort nicht nur Profis, sondern alle Interessierten kommen können: Für die Gründer von Düsselhanf sind solche Messen eine gute Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und Wissen zu sammeln.
Ansonsten arbeiten sie viel nach dem Prinzip „Learning by Doing“ – und machen schon Pläne für die Zukunft. Wenn die erste Stufe, die Lizenz und die Verkaufsstelle, erst einmal genommen ist, können sie sich vorstellen an einem anderen Ort ein Café zu eröffnen, in dem draußen konsumiert werden darf. Außerdem wollen sie sich in Zukunft vergrößern, das heißt weitere Clubs gründen. Sogar über ein Franchise-Konzept denken sie schon nach: Anderen zeigen, wie das geht, einen Social Club eröffnen und selbst anbauen. Bis sie all das aber „einfach machen“ können, müssen sie jetzt noch einfach warten.