Trauer um Kinder, die starben, bevor sie leben durften
Iris Ferreira kann sich noch gut an den Moment erinnern, als sie dem Standesbeamten die Geburtsurkunde ihres Sohnes überreichte. Er wollte ihr gratulieren, als er bemerkte, dass darin auch der Tod des Jungen vermerkt war. Die Worte blieben ihm im Halse stecken, er wusste nicht, was er sagen sollte. Seine Reaktion bereitete sie darauf vor, wie die Gesellschaft mit trauernden Eltern umgeht. „Die meisten wissen nicht, wie sie reagieren sollen“, sagt sie.
Iris Ferreira ist Mutter eines Sternenkindes – so nennt man Babys, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben. 2013 wurde ihr Sohn Sebastian in der 23. Schwangerschaftswoche tot geboren, er war schwer krank und nicht überlebensfähig. Die Zeit nach der Geburt beschreibt Iris Ferreira heute als schmerzhaft. Denn Unwissenheit und Unsicherheit erlebten sie und ihr Mann nicht nur vom Standesbeamten, sondern auch von Freunden und Bekannten. Trauer von Sterneneltern wird oft nicht ernst genommen, weil das Kind nicht gelebt hat. „Es ist schwer, Außenstehenden klarzumachen, dass die Gefühle des Verlustes trotzdem da sind“, sagt sie.
Obwohl sie Sebastian nicht kennengelernt haben, gehört er fest zur Familie. Sie sind zu viert: Iris, ihr Mann, Sebastian und sein kleiner Bruder David. Jedes Jahr an seinem Geburts- und Todestag, dem 21. März, fährt die kleine Familie auf den Nordfriedhof, dort ist Sebastian begraben. Bunte Wimpel, Spielzeug, Windräder und eine Stele in der Mitte machen den Sternenkinder-Friedhof aus. „Es ist bunt und fröhlich, so wie Kinder auch sind“, sagt die 51-jährige Ferreira. Seit 2003 gibt es in Düsseldorf das Gräberfeld für Sternenkinder, das auf Initiative der Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim entstanden ist.
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