TV-Sitzung: Der Düsseldorfer Karneval macht ernst
Stille ist der Angstgegner jedes Büttenredners. Tritt sie ein, hat entweder eine Pointe nicht funktioniert oder das Publikum ist mit anderen Dingen als Zuhören beschäftigt. Bei der Fernsehsitzung des Düsseldorfer Karnevals zählten aber ausgerechnet zwei ruhige Momente zu den stärksten.
Und das kam so: Jürgen Hilger und Wolfgang Trepper sind Vertreter der klassischen Karnevalsrhetorik. Sie tragen in Reimform vor. Das ist je nach Dehnungsgrad des Satzes nicht immer leicht zu konsumieren, und es wirkt deshalb bisweilen etwas altbacken. Beide Redner aber hatten in ihre Vorträge eine Passage eingebaut, in der sie über die Gefahren der AfD und für die Demokratie sprachen. Da wurde es dann erst ziemlich still und endete mit intensivem Applaus und Jubel. Der Düsseldorfer Karneval macht ernst.
Ob die zuständigen Sender WDR und NDR diesen Teil der Reden im Zusammenschnitt am 1. März drin lassen, ist offen. Ein anderer Höhepunkt der Sitzung wird dagegen sicher in der Ausstrahlung zu sehen sein. Es wird zwei Mal in die Wagenbauhalle geschaltet, und es soll dann erstmals vor Rosenmontag Mottowagen von Jacques Tilly oder Teile davon zu sehen geben. Diese Aufnahmen werden erst kurz vor der Ausstrahlung gedreht, bei der jetzigen Aufzeichnung wurde lediglich der Übergang an- und abmoderiert.
Insbesondere die Tilly-Überraschung ist ein Zeichen, dass die Verantwortlichen des Düsseldorfer Karnevals versucht haben, den Trend zu wenden. Die Sitzungen der Vorjahre waren inhaltlich kritisiert worden (zum Beispiel hier von meinem Kollegen Hans Onkelbach) und hatten schwache Einschaltquoten erzielt. Dass man nun das bestgehütete Geheimnis der Landeshauptstadt mindestens ein bisschen lüftet, zeigt, wie viel die Organisatoren bereit sind, für eine bessere Quote zu geben.
Ob und wie ihnen das im weiteren Programm gelungen ist, beschreibe ich hier im Überblick:
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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