Vera Geisel (52) wird Best-Ager-Model
So etwas nennt man wohl einen radikalen Neubeginn: Vera Geisel steigt ein ins Geschäft mit Mode und Kosmetik. Und zwar als Model. Ihr Vorbild: Immer mehr Frauen jenseits der 50 akzeptieren nicht, dass dieser Lifestyle nur von überaus schlanken Mädchen repräsentiert werden soll und zeigen sich selbstbewusst. Graues Haar, Fältchen, sichtbare Altersspuren – na und? Best Ager ist das Stichwort – das beste Alter dafür. Sie will Vorbild sein für Frauen in ihrem Alter, Mut zu haben, etwas ganz anderes zu machen.
Bei Vera Geisel ist der Kontrast nur schwer zu toppen: Sie ist promovierte Juristin und war über Jahre für ThyssenKrupp und den Verband Deutscher Ingenieure als Arbeitsrechtlerin tätig. Aber das ist nun vorbei. Der Entschluss, etwas Neues zu machen, kam wohl auf einer Reise, die sie mit ihrem Mann, den früheren Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), im Winter gemacht hat. Das Paar war lange unterwegs in Asien und Südamerika. Dort habe sie ihre Freude am Fotografieren (wieder-)entdeckt, sagte sie. Und daran, immer wieder in neue Rollen zu schlüpfen, wie man das ja als Model tun könne.
Der Zeitpunkt scheint ihr perfekt zu sein: Beruflich war eine bestimmte Phase vorbei, ein Neuanfang hätte eh angestanden. Die vier Töchter – Zwillinge im Alter von 18 Jahren, eine 16- und eine 12-Jährige – sind entweder aus dem Haus (die 18-Jährigen) oder weit genug, um Selbständigkeit entwickelt zu haben. Ihr Mann, 2020 in Düsseldorf als Rathaus-Chef abgewählt, musste sich ebenfalls beruflich umorientieren. Also tut sie das auch und wirkt dabei sehr zufrieden. Dass sie damit nicht nur auf Beifall stoßen wird, ist ihr klar.
Die aktuellen Fotos zeigen einen so noch nie gesehenen Typ Vera Geisel: mal eine verwegene Rocker-Braut mit Lederjacke, wilder Mähne und viel Kajal um die Augen, mal extravagante Outfits in Overknee-Stiefeln mit aufwändigem Make-up und nicht gerade billigen Accessoires. Eine ziemliche Bandbreite und weit weg von der bisherigen Optik. Sorgsam gestylt, von Profis visualisiert.
Dabei habe sie eine gewisse Extravaganz schon immer geschätzt, sagt Vera Geisel. Allerdings war ihre Rolle eher die im Hintergrund. Sie hat ihren Mann zwar bei vielen seiner Termine begleitet, aber ins Auge stechend waren diese Auftritte – so zumindest der Eindruck – eher nicht. Sie war seine Partnerin neben oder hinter ihm. Das ändert sich gerade.
Alles ist jedoch noch am Anfang. Es gebe zwar erste Kontakte zur Branche, doch eine sie betreuende Agentur hat sie noch nicht. Auf jeden Fall ist sie offen für das, was kommt: Ob auf dem Laufsteg oder bei Foto-Shootings oder als Influencerin – sie will das machen, was sich entwickelt. Viele der nun sichtbaren Fotos sind von Profis gemacht, auf ihren Reisen in mehrere Metropolen hat sie außerdem mit Handy-Fotos den ungewöhnlichen Stil festgehalten.
Die richtigen Voraussetzungen hat sie ohne Zweifel: Die Frau ist sportlich – Joggen, Tennis, Reiten – und hat mit überflüssigen Pfunden ganz offensichtlich kein Problem. Die dicken, langen Haare haben die für Models dieser Generation die richtige Mischung aus Grau und Braun.
Und was sagen die vier Töchter? Die schauen genau hin und geben Tipps. Offenbar als kritische Instanz, damit das Ganze nicht in einen Bereich abgleitet, der nicht mehr passend wäre, sie finden es cool, was die Mutter macht.
Und der Gatte? Als ich ihn vor wenigen Tagen traf, war sein Urteil klar – er platzte fast vor Stolz: „Tolle Frau, oder?“
