Viele Loks und ein großer Anhänger
Dies ist die Geschichte eines Mannes, den ich seit vielen Jahren beruflich kenne. Er trägt zwei akademische Titel. Vor seinem Namen Andreas Meyer-Falcke steht Prof. Dr., weil er Arbeitsmediziner ist. Er hat das Gesundheitsdezernat der Stadt Düsseldorf geleitet und danach für die Landesregierung die Digitalisierung der Verwaltung betreut. Seine Partei war und ist die FDP.
Diesen Mann zu übersehen ist unmöglich: Erstens ist er groß, zweitens hat er einen Hang zu extravaganten Brillen und die von ihm – drittens – bevorzugte Männermode hebt ihn aus der Riege der älteren Jungs in Grau oder Beige hervor. Meyer-Falcke mag es farbig-elegant, Einstecktuch, Krawatte und Socken sind ein Blickfang, dabei im Ton gut abgestimmt. Neudeutsch würde man sagen: stylish. Neben dieser über die Optik gepflegten non-verbalen Kommunikation ist ihm das stets gern und ausführlich gesprochene Wort eigen. Eine Kombination, die bisweilen für gehobene Augenbrauen sorgt. Was ihn keinesfalls stört. Soweit meine Wahrnehmung. Unvollständig, wie ich jetzt weiß.
Denn nun erfahre ich von einer Neigung, die ich ihm niemals zugetraut hätte: der Leidenschaft für Modeleisenbahnen. Jenen Winzlingen in der Größe H0 (gesprochen HA Null), im Maßstab 1:87 bis ins Detail nachgebaute Loks, Personenwaggons, Tankwagen und andere Schienenfahrzeuge. Sie zu besitzen, zu betrachten, sich an ihrer Perfektion zu ergötzen, ist die Erfüllung des Traums eines kleinen Jungen, der seine erste Modelleisenbahn im Alter von zehn Jahren zu Weihnachten bekam. Seitdem lässt sie ihn nicht los, die Lust an den Miniatur-Wunderwerken, die auf Schienen fahren. Er, der anerkannte Mediziner, schreibt ihr gar den Kreislauf beruhigende Wirkung zu. Jedenfalls bei sich.
Da er diesem Hobby mit Inbrunst nachgeht, hat es ihm nun eine Karriere beschert, mit der er wohl nicht gerechnet hätte. Meyer-Falcke wurde zum Foto-Model. Und das kam so: Märklin, die auch selbst außerhalb der riesigen Fan-Gemeinde bekannte Modellbaufirma, hatte vor einigen Monaten einen Wettbewerb ausgeschrieben. Man wollte nicht länger auf professionelle Models für die Werbung setzen, sondern alltägliche Frauen und Männer auf den Bildern mit den Märklin-Produkten zeigen. Also bat man die Fans, sich mit Fotos zu bewerben und eine Art Botschafter für die Produkte zu werden.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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