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Wehe, wenn der Lüpertz zum Gönner wird

Eines muss man dem früheren Rektor der Kunstakademie lassen: Er weiß, sich und sein Werk in Szene zu setzen. Dass er Düsseldorf jetzt eine Skulptur von Robert und Clara Schumann schenkt, ist generös, wirkt aber wie ein sorgsam komponiertes Musiktheater
Veröffentlicht am 31. Oktober 2022
Markus Lüpertz Schumann-Denkmal "A Danse Ë Deux"
Genau das ist der Plan: Passanten stehen staunend vor der Schumann-Plastik von Markus Lüpertz. Im Hintergrund das Vagedes-Tempelchen, in dem Lüpertz viele Jahre sein Atelier hatte. Foto: Andreas Endermann

Das Ratinger Tor – zwei vom Architekten Vagedes kurz nach Napoleons Besuch im Jahr 1815 fertig gestellte Tempelchen, einander gegenüberstehend am Rand der heutigen Altstadt. Mitte Oktober haben die Jonges, die in dem einen Häuschen (Nordseite) sitzen, sehr stolz eine aufgefrischte Vergoldung der Außendeko von Bürgermeister Josef Hinkel präsentieren lassen. Der strahlte mit dem güldenen Lorbeerkranz um die Wette, und der Sponsor nebst Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven strahlten mit. Da wussten die drei sicher noch nicht, was man ihnen kurz danach vor die Nase setzen würde.

Ob die Herren jemals offen sagen werden, was sie von ihrem neuen Nachbarn halten? Vermutlich nicht, leider. Angesichts dessen, was die Jonges der Stadt im Laufe der Zeit so vermacht haben, erlaube ich mir diese Prognose: Ihrem Geschmack und Verständnis von Kunst dürfte das nicht entsprechen. Denn direkt gegenüber, vor der anderen mit dorischen Säulen bewehrten Mini-Villa (Südseite) steht nun eine Skulptur des früheren Kunstakademie-Rektors Markus Lüpertz (81). Die Kreation soll Clara und Robert Schumann darstellen. Natürlich gibt es keinerlei Ähnlichkeiten mit einem der reichlich überlieferten Bilder der beiden, aber das ist bei Lüpertz auch nicht üblich. Es zählt – wie immer in der Kunst – keine Ästhetik, sondern Symbolik. Die interpretierte er wortgewaltig wie immer in sein Werk, als er die Skulptur jetzt präsentierte. Zuhörer waren der freundlich lächelnde Oberbürgermeister Stephan Keller und ein paar Ehrengäste. Deren irritierten Gesichtern war leicht anzusehen, was Zuschauer beim ersten Blick auf Werke des Meisters bisweilen empfinden – und was man in einer Silbe zusammenfassen kann: Hä?

Oder vielleicht: Ich fürchte den Lüpertz, vor allem, wenn er Geschenke bringt.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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