
Wenn der Hund in Düsseldorf nachts zum Tierarzt muss
Rund 25.000 Hunde leben in Düsseldorf, offiziell jedenfalls. In Wahrheit dürfte die Zahl höher sein, weil das nur die sind, für die Hundesteuer (rund 2,2 Millionen Euro pro Jahr) gezahlt wird, also die Hunde, die bei der Stadt registriert sind. Wie viele Katzen es gibt, weiß keiner. Sie werden nicht erfasst, stehen aber auf Platz 1 der Liste der beliebtesten Haustiere. Also werden es in der Stadt noch mehr sein, verglichen mit den bellenden Vierbeinern.
Diese Zahlen zeigen: Alles rund um Hund und Katz‘ beschäftigt hier viele Menschen. Von denen, bei denen ein Pferd im Stall steht, ein Sittich im Käfig hockt, ein Hamster im Rädchen läuft oder ein Meerschweinchen an Möhren nagt, ganz zu schweigen. Sie alle eint ein Problem: Was tun, wenn der tierische Freund kränkelt? Zu normalen Zeiten ist das kein Problem, Tierärzte sind in der Stadt reichlich vorhanden. Schwierig aber wird es nachts oder am Wochenende. Denn anders als früher bieten kaum noch Veterinäre rund um die Uhr ihre Dienste an. Die Gründe dafür schildert uns eine Düsseldorfer Tierärztin, die in einer Nachbarstadt praktiziert:
1. Personalmangel: Es fehlt an Tierärzten, Helferinnen und Helfern.
2. Die alte Generation Veterinäre, die ihr ganzes Leben dem Job geopfert hat, wird immer kleiner. Die Jüngeren ziehen Familienleben vor und wollen geregelte Arbeitszeiten.
3. Viele Diskussionen über die hohe Rechnung am Ende und keine Wertschätzung der Arbeit.
Vor allem der letzte Punkt hat sich vor wenigen Wochen nochmals drastisch verschärft: Nach der neuen Gebührenordnung für Veterinäre sind die Behandlungspreise steil nach oben gegangen. Das wurde auch Zeit, sagt Maximiljan Krauß, Leiter und Inhaber der Tierklinik Münsterstraße. Zuletzt wurden die Preise vor 23 Jahren angepasst, und in der Zeit seitdem seien alle anderen Kosten stark gestiegen.

Krauß, der die Klinik von seinem Vater übernommen hat, kennt die Problematik rund um den Notdienst aus eigener Erfahrung. Kaum ein normaler Tierarzt könne es sich leisten, Notfallhilfe am Wochenende anzubieten, der Personalaufwand sei viel zu hoch. Was, so der promovierte Veterinär, unter anderem an den arbeitsrechtlichen Regelungen liegt. Denn anders als Humanmediziner werden ihre Kollegen für die Tiere wie Angestellte nicht-medizinischer Branchen beurteilt. Das heißt: Sie dürfen – anders als Urologen, Chirurgen oder Anästhesisten – keine 24-Stunden-Dienste machen, sondern lediglich zehn Stunden bereitstehen. Krauß‘ Klinik bietet als letzte in Düsseldorf den Rund-um-die-Uhr-Service an, und viele andere Veterinäre empfehlen diesen bei einem Notfall außerhalb der Praxiszeiten ihren Patienten. 89 Frauen und Männer arbeiten an der Münsterstraße, 28 davon sind Ärztinnen oder Ärzte.
Wer dieses Gebäude betritt, wird sich wie in einem Krankenhaus für Menschen fühlen. Sämtliche Geräte wie CT (Computertomographie), MRT (Magnetresonanztomographie) und Ultraschall sind solche aus der Human-Medizin, die OP-Räume sehen nicht viele anders aus als in gängigen Krankenhäusern. Tiereigner finden sogar Apartments im Haus und können in der Nähe bleiben, wenn ihr Hund oder ihre Katze stationär behandelt werden müssen.

Weil man dieses Angebot weiter ausbauen will, hat Krauß derzeit ein Raumproblem. Für die Installation eines Linear-Beschleunigers, den er für onkologische Behandlungen nutzen will, braucht er einen speziellen Raum mit sehr dicken Mauern, um die Gammastrahlen der Maschine wirksam abzuschirmen. Das erlaubt die derzeit genutzte Immobilie nicht, also ist man auf der Suche nach einem neuen Standort. Den zu finden, ist allerdings nicht so leicht. Die Klinik möchte im Stadtgebiet bleiben. Das Interesse umliegender Gemeinden ist allerdings groß: Etliche Städte haben signalisiert, gerne mit Grundstücken zu helfen. Krauß aber hofft auf Düsseldorf.
Weiterführende Informationen
Tierklinik Düsseldorf, Münsterstraße 359, Telefon 0211 62 68 68, Website

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