Bisher typische Taxen verschwinden demnächst von Düsseldorfs Straßen
Als Mercedes Anfang des Jahres verkündete, sein Angebot an Fahrzeugen für die Taxibranche stark einzuschränken, verursachte das bei einigen der Unternehmen erheblichen Ärger und bei den Kunden Verwunderung: Die meisten sind es seit Jahren gewohnt, auf dem Wagen, der sie abends nach Hause oder tagsüber zu anderen Zielen bringt, vorne einen Stern zu sehen.
Das wird sich bald ändern. Die kleineren Modelle aus Stuttgart – E- und B-Klasse – werden wohl völlig aus diesem Geschäft verschwinden, zurück bleiben die größeren Wagen, vor allem die V-Klasse. Das ist ein Mini-Bus, der mehr als drei Personen reichlich Platz bietet. Auch andere Varianten mit großzügigerem Raum werden weiterhin von Mercedes angeboten, aber eben nicht mehr die Klassiker. Begründet wird das mit der Erkenntnis, die Nachfrage nach den als eng empfundenen Limousinen gehe zurück, dafür würden immer häufiger voluminösere Fahrzeuge nachgefragt.
In diese entstehende Lücke stößt nun ein Hersteller aus China: Nio. Wenn Sie diesen Namen noch nie oder kürzlich zum ersten Mal gehört haben, ist das kein Wunder. Das Unternehmen ist ein Neuling auf dem europäischen Markt und versteht sich nach Einschätzung von Auto-Experten als Tesla-Jäger. Ähnlich wie die Marke aus den USA will Nio in die höhere Mobilitätsklasse und setzt ebenfalls auf reinen E-Antrieb. Autos mit fossil betriebenen Motoren baut Nio nicht. Die Firma ist ein chinesisches Start-up mit Sitz in Shanghai. 2021 beschäftigte Nio weltweit mehr als 14.000 Mitarbeiter. Unter ihnen einige frühere Leute von Tesla, die man abgeworben hat.
Dank Rhein-Taxi kann Düsseldorf eine der ersten Städte sein, in der Nio-Taxen unterwegs ist. Die Firma verhandelt gerade mit den Chinesen und möchte gerne 160 Wagen kaufen, und zwar noch im Jahr 2023. Wird man sich einig, würden anfangs rund 40 Stück zu Testzwecken angeschafft. Außerdem sind noch die Einzelheiten für Ersatzteilversorgung und Reparaturen zu regeln. Ungeklärt ist, ob Nio – wie einst Mercedes – Fahrzeuge liefern kann, die eine spezielle Ausstattung fürs Taxigewerbe haben. Allerdings klingt Michael Mühlin, Chef von Rhein-Taxi, da sehr optimistisch. Die besonders konfigurierten Pkw sind in der Regel preiswerter, und das müssten sie auch sein, weil Preise von rund 70 000 Euro und mehr, wie Nio sie derzeit aufruft, für wirtschaftlich betriebene Taxen zu viel sind.
Das Modell hat jedoch einige Vorteile für das Geschäft: Der Batteriesatz liegt im Wagenboden und kann komplett herausgezogen werden, um aufzutanken. Rhein-Taxi plant dazu Folgendes: Man könnte die jeweils leeren Sätze an eigenen Ladestationen auftanken, während der Wagen mit einem zweiten, vollen Satz von Energieträgern weiterfährt. Mit einer eigenen, darauf abgestimmten Infrastruktur sei man außerdem unabhängig von öffentlichen Ladestationen und könnte die Zeiten der Energieaufnahme so terminieren, dass man immer die günstigsten Tarife der Stadtwerke mitnimmt. Ein weiteres Argument: Wegen der Bauweise sind die Autos laut Mühlin für Fahrer und Fahrgast äußerst komfortabel – Bein- und Kopffreiheit seien enorm, sagt der Düsseldorfer. Er ist sich sicher: Solche Taxen made in China werden bald die mit dem Stern auf der Haube verdrängen.
Weiterführende Links
Ein Bericht über die Düsseldorfer Pläne für autonome Taxis
Perspektiven für Flugtaxis in Düsseldorf stehen in dieser Geschichte.