2500 Feuerzeuge auf der Hunderunde gefunden
Butkes war ein Hund mit einer Vorliebe für angespülte Schuhe. Daniela Bielfeld ging früher mit ihm und ihrem anderen Hund am linken Ufer des Rheins spazieren, als sich Butkes spezialisierte. Lederschuhe, Sportschuhe, günstige und richtig teure, rote Schuhe, weiße Schuhe, braune Schuhe, schwarze Schuhe – das Tier trug in seiner Schnauze davon, was auf ungeklärten Wegen in den Fluss gefallen und auf die Wiese gespült worden war. Zwischenzeitlich gab es daheim bei Daniela Bielfeld 20 bis 30 halbe Paare.
Dann kam der Tag, an dem auch die Hundehalterin etwas entdeckte. Butkes hielt Ausschau nach ehemaliger Fußbekleidung, Daniela Bielfeld fand ein schönes Feuerzeug. Sie hob es auf und begründete Faible und Sammlung. Plötzlich bemerkte sie, wie viele Feuerzeuge auf den drei Rheinkilometern liegen, die sie mit ihren Hunden zwischen Heerdt und Oberkassel entlang lief. Allein im ersten Monat nahm sie 404 Stück mit, in sechs Jahren sammelte die Hebamme 2497 Exemplare.
Daniela Bielfeld kann das nicht abstellen. Sie hat versucht, nicht mehr darauf zu achten, aber es geht nicht. Und sie kann die Fundstücke auch nicht wegwerfen. Deshalb inszeniert sie sie für ihre Instagramseite und schafft Aufmerksamkeit für Müll am Ufer. Die fotografierende und sammelnde Frau fällt offensichtlich auf. Immer wieder kommt sie an Stellen vorbei, an denen andere Spaziergänger:innen ihr Feuerzeuge hingelegt haben. Außerdem sieht sie mehr Leute als früher, die einen Beutel dabei haben und Müll am Rheinufer sammeln.
Eine Freundin, die nicht glauben konnte, dass das so läuft, hat die Sammlerin mit auf eine Hunderunde genommen. Diese Freundin erlebte, dass ein Fitzel eines Feuerzeugs reicht, um von Daniela Bielfeld entdeckt zu werden. Die beiden hatten anschließend viel Stoff für ihre Diskussion: Wo kommen so viele Feuerzeuge her? Das hier und da mal Raucher:innen oder Griller:innen ein einzelnes ins Gras oder in den Fluss werfen, kann man sich vorstellen. Aber so viele? Und wenn schon auf den Rheinkilometern 740 bis 742 eine solche Menge zusammenkommt, wie viel ist das am gesamten Fluss? Und an beiden Ufern?
Auf die Frage, was mit ihrer Sammlung geschieht, weiß die Heerdterin noch keine Antwort. Es scheint für Unternehmen kaum lohnenswert, Einweg-Feuerzeuge zu recyceln. Sie bestehen aus zu vielen verschiedenen Materialien, der Aufwand, diese zu trennen, ist hoch. Und das Ergebnis erscheint unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten kaum erstrebenswert, da nur minderwertige Stoffe gewonnen werden. „Heben Sie die Feuerzeuge also weiter auf?“, frage ich in unserem Gespräch. „Erstmal ja. Bis jemand eine schöne Idee hat.“
Daniel Bielfeld ist ein sehr positiver Mensch. Niemand, die leichtfertig Verbote fordert. Aber die vielen vollen Tüten haben sie nachdenklich gemacht. Wofür gibt es Einweg-Feuerzeuge? Man kann doch alle Flammen, die man im Alltag so braucht, mit Streichhölzern oder wiederauffüllbaren Feuerzeugen entzünden. Wenn Plastiktüten nicht mehr erlaubt sind, dann könnten auch Einweg-Feuerzeuge verboten werden.
Bis dies geschieht, wird der Nachschub also erst einmal nicht abreißen. Das könnte zumindest eine praktische Nebenwirkung haben, denke ich vor meiner letzten Frage: „Funktionieren die Feuerzeuge eigentlich noch?“ – „Das habe ich noch nicht ausprobiert“, sagt Daniela Bielfeld. „Ich brauche ja nie eins.“
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