An diesen Stellen sollten in Düsseldorf neue Radwege entstehen
Seriöses Marketing funktioniert nach einer einfachen Regel. Es darf zwar die guten Seiten stärker betonen und manch mögliches Gegenargument ignorieren. Es muss aber unbedingt ein Versprechen beinhalten, das in der Wirklichkeit eingelöst wird. Gemessen daran betreibt Düsseldorf mit der Kampagne „Wege für alle“ kein seriöses Marketing.
Laut der Kampagne strebt Düsseldorf eine „gleichberechtigte Mobilität“ von Fuß-, Rad-, Auto- und Nahverkehr an. Oberbürgermeister Stephan Keller lässt sich dazu mit folgendem Satz zitieren: „Jede Mobilitätsart soll in der Landeshauptstadt für sich genommen so fortentwickelt werden, dass sie eine gleichberechtigte Rolle in der zukünftigen, klimafreundlichen Mobilität Düsseldorfs einnimmt.“
Die neue Kampagne machte den Kontrast zwischen Versprechen und Wirklichkeit selbst deutlich. Fahnen mit der Aufschrift „Wege für alle“ wehten Mitte September über dem „Tag der nachhaltigen Mobilität“ auf dem Corneliusplatz. Ausgerechnet an der Stelle, an der die Verwaltung nicht den politischen Beschluss umsetzt, ein Stück autofreie Zone zu schaffen.
Die Kampagne war rechtzeitig fertig, die Verkehrsverwaltung nicht. Wie das Ziel der Gleichberechtigung beim Radverkehr erreicht werden soll, ist derzeit nicht zu erkennen. Ich habe die Stadt im Juni gefragt, welche der für 2024 ursprünglich vorgesehenen neuen Radwege dieses Jahr noch gebaut werden. Die Antwort lautete damals „Die Maßnahmenplanung für 2024 befindet sich aktuell noch in einem Aktualisierungsprozess, der aufgrund veränderter Prioritäten vorgenommen wird“.
Die politischen Gremien in Düsseldorf haben inzwischen den ersten Sitzungszyklus nach den Sommerferien hinter sich – und die aktualisierte Liste war dabei kein Thema. Wenn sie im Oktober veröffentlicht werden sollte, bleiben nur noch wenige Wochen Zeit, um etwas umzusetzen.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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