Der Umweg zum Leben ohne Plastiktüte

Im Juli dieses Jahres hatte ich die Gelegenheit, an dem Symposium "The New Normal: Green Fashion" teilzunehmen, das beim Festival "Strike a pose" in Düsseldorf stattfand. Dieses Ereignis hat mich sehr nachdenklich gemacht, aber vor allem hat es mir geholfen, andere Realitäten zu verstehen und kennenzulernen. Mir ist klar geworden, dass wir zwar alle über dasselbe Thema sprechen, nämlich über "die Erde", dass wir aber vergessen, dass jedes Land, jede Kultur im Laufe ihrer Geschichte eine ganz besondere Beziehung zu ihr hatte und immer noch hat. Als ich vor ein paar Tagen ein Foto aus meiner Kindheit betrachtete, kamen mir einige Erinnerungen an das, was ich erlebt habe und mir beigebracht wurde, in den Sinn, nämlich über: die &bdquo;Mutter Erde" oder "Pachamama" (in Quechua), wie sie in Peru genannt wird. Mir wurde als Kind beigebracht, dass "Pachamama" unser aller Mutter ist. Eine Mutter, die sich um uns kümmert, die uns beschützt, die uns nährt und die uns bedingungslos liebt. Mir wurde auch beigebracht - auch wenn Ihnen das vielleicht seltsam vorkommen mag - dass sie ein lebendiges Wesen sei und dass man sie mit unseren Sinnen und dem Herzen spüren und verstehen kann. Deshalb ist es zum Beispiel in Peru vielerorts üblich, dass die Bauern während Aussaat und Ernte auf den Feldern musizieren, essen, tanzen und singen, um &bdquo;Pachamama“ ihre Freude und Dankbarkeit zu zeigen. Ich habe meine Kindheit in den 80er Jahren verbracht. Ich erinnere mich, dass - obwohl ich in der Hauptstadt lebte -, das Alltagsleben damals sehr &bdquo;nachhaltig" war, wie man heute sagen würde. Am häufigsten wurde auf dem Markt oder im Laden an der Ecke eingekauft, denn die wenigen Supermärkte, die es damals gab, lagen weit von unserer Wohnung entfernt. In dieser Zeit war es eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, mit meiner Mutter auf dem Markt einzukaufen. Dieser Moment war ein wahres Fest für meine Sinne. Es war der perfekte Moment, in dem ich mich mit &bdquo;Pachamama“ verbunden habe. Noch heute, wenn ich die Augen schließe, erinnere ich mich an den Geruch der Körbe aus geflochtenem Stroh, mit denen man normalerweise auf den Markt ging, um einzukaufen. Es war ein Ereignis, den Verkäufern dabei zuzusehen, wie sie die Lebensmittel in Stücke von altem Papier einwickelten. Meine Hände in die Hülsenfrüchtesäcke zu stecken und die Beschaffenheit der Körner zu spüren, war magisch. Das Knacken des frischen Gemüses weckte sofort meinen Appetit, und die Verkostung der dort aus den Früchten der Saison hergestellten Säfte war immer das i-Tüpfelchen meines Marktbesuchs. Ich halte hier inne, weil ich mich gerade daran erinnere, dass ich in jenen Jahren meine erste Begegnung, um nicht zu sagen meinen ersten Schock, mit der deutschen Kultur hatte. In den 1980er Jahren strahlte das peruanische Staatsfernsehen deutsche Programme in spanischer Übersetzung aus. Eines davon war ein Dokumentarfilm, der den Export von Bananen nach Deutschland zeigte. Als die Bananen durch die Qualitätskontrolle gingen, wurden diejenigen, die keine Krümmung aufwiesen, mit einem kleinen Gummihammer &bdquo;gebogen“. Davon war ich so beeindruckt, dass ich mich laut gefragt habe, warum die Deutschen die Bananen nicht so akzeptieren, wie Pachamama sie geschaffen hat? Die Antwort meines Vaters war einfach: "Die Deutschen mögen eben Perfektion." Seltsam, nicht wahr? Einige Jahre lang habe ich Deutschland als das Land bezeichnet, das Bananen, die keine Kurve haben, mit einem Gummihammer biegt. Die Leute haben darüber immer gelacht. In jenen Jahren war es auch nicht üblich, Plastiktüten zu verwenden, weil man für diese bezahlen musste. Deshalb wurden zum Beispiel Stoffbeutel für den Broteinkauf verwendet. Diese Beutel wurden in der Regel zu Hause hergestellt und hatten immer ein besonderes Detail, wie eine Stickerei oder ein Muster, das sie von den anderen unterschied. Da ich neben einer Bäckerei wohnte, beobachtete ich gerne die Parade der Brotbeutel, die zwischen 16 und 17 Uhr in der Straße, in der ich wohnte, stattfand. Damals war es üblich, Brot frisch aus dem Ofen zu kaufen und dann ein "Lonche" zu essen. Doch Ende der 80er und in den 90er Jahren begann sich diese "nachhaltige" Lebensweise, mit der ich einen Teil meiner Kindheit in Lima verbrachte, schnell zu verändern. Mit der Eröffnung neuer Fast-Food-Ketten und Einkaufszentren, Supermärkten und der Erlaubnis von Importen wurde die Verwendung von Plastiktüten in meiner Heimatstadt üblich. Viele Unternehmen nutzten sie, um darauf für sich zu werben. Allerdings mussten wir dann auch nicht mehr für sie zu bezahlen, was dazu führte, dass die Kunden immer häufiger verlangten, dass Lebensmittel und andere Produkte in Plastiktüten geliefert würden. "Verkaufen Sie mir doch nichts mit diesem schmutzigen Packpapier", hörte man jetzt häufig auf dem Markt, womit das Papier gemeint war, das früher immer verwendet worden war. Stofftaschen und Taschen aus organischen Materialien wurden nur noch verwendet von marginalisierten und armen Bevölkerungsgruppen, die in den Städten oder in den Dörfern lebten, wo "Entwicklung und Modernität" nie angekommen waren. Ich habe Ihnen das alles erzählt, damit Sie andere Erfahrungen kennenlernen, die mit diesem Thema zusammenhängen. Die heutige Zeit schreit geradezu danach, dass wir uns weiterentwickeln und verändern, aber diesmal mit Gewissen und Verantwortung, nicht nur gegenüber uns selbst, sondern auch gegenüber anderen. Ich lade Sie ein, sich mit &bdquo;Pachamama“ zu verbinden, und zwar mit Ihren Sinnen und Herzen. Erlauben Sie der &bdquo;Mutter Erde“, Sie zu nähren, lassen Sie Angst und Schuldgefühle beiseite. Dies wird ein individueller Prozess des Ausprobierens sein, bei dem es kein Richtig oder Falsch gibt. Dabei lernen wir alle mit dem Verstand und mit dem Herzen.

Der Umweg zum Leben ohne Plastiktüte

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Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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