Düsseldorf ist Stau-Hauptstadt – und bleibt das auch
Mehr Park-and-Ride-Plätze, bessere Ampelschaltungen, buchbare Plätze in Hoch- oder Tiefgaragen: Wie zu erwarten, hat man sich nach Bekanntwerden der jüngsten Stau-Statistik des Verkehrslagedienstes Inrix mit Düsseldorf auf Platz eins umgehend Gedanken gemacht. Im Rathaus spielte man das Ganze herunter, zugleich meldete sich die SPD zu Wort. Anderthalb Din-A4-Seiten, eng beschrieben voller Änderungsvorschläge inklusive Anklage gegen Oberbürgermeister Stephan Keller als Versager in der Verkehrspolitik waren das Ergebnis. So, als würde er sich auf die Fahrbahn kleben und die Autos behindern. Wirklich Neues und womöglich Wirkungsvolles ist bei den Ideen der Genossen nicht dabei.
Wie auch? Das Problem ist seit Jahren bekannt, alle möglichen Fachleute werkeln an einer Lösung, der amtierende Rathauschef hat tatsächlich mal die staufreie Stadt versprochen. Geholfen hat das alles nichts. Für die Lage gibt es viele Gründe, aber wenig Alternativen oder gar Lösungen.
Die Pendler
Wenn SPD-OB-Kandidat Fabian Zachel jetzt markig erklärt, er werde das Thema im Falle seiner Wahl priorisieren, hofft er natürlich auf Stimmen. Offenbar übersieht der Mann, dass vom allmorgendlichen Stopp-and-Go vor allem Menschen aus dem Umland betroffen sind. Denn die wollen, nein: müssen hier zur Arbeit. Sie sind aber nicht seine Wähler.
Täglich kommen (die Zahlen schwanken je nach Quelle und Mess-Art) rund 300.000 Frauen und Männer hierher, die allermeisten mit dem Auto: etwa 68 Prozent. Die gute Nachricht: Der Anteil sinkt, allerdings langsam. 2013 lag er noch bei 71 Prozent. Dagegen steigt die Nutzung von Bus und Bahn. Sie dürfte heute bei rund 25 Prozent liegen. Diese Zahlen stammen aus einer Mobilitätsbefragung für die Stadt Düsseldorf, dem Pendleratlas NRW und von Zahlen des Landesbetriebs IT.
Die Realität für die allermeisten sieht so aus: Aus Richtung Breitscheider Kreuz/A3/Essen stehen sie auf der A52 vor der Ampel am Vogelsanger Weg und kurze Zeit später noch einmal am Mörsenbroicher Ei. Andere quälen sich über die einspurige Landstraße B7 aus Richtung Mettmann, über die A52 vom Kaarster Kreuz, auf der A46 durch den Werstener Tunnel, über die B8 aus Benrath/Garath bis zum Fleher Knoten, über die B8n aus Richtung Norden, aus Neuss über die Südbrücke bis zur Völklinger Straße/Rheinufertunnel. Die Liste ist keineswegs vollständig.
Wer morgens zwischen 8 und 9.30 Uhr die Stadt auf einer dieser Routen verlässt, sieht das aufgereihte Blech gegenüber. Und man sieht meist nur jeweils eine Person im Fahrzeug. Das ist übrigens kein Düsseldorf-typisches Problem. Laut dem Institut für Stadt- und Raumforschung arbeiten bundesweit sechs von zehn Beschäftigten nicht in der Stadt, in der sie leben. Das hat Folgen: Jeder Pendler verliert pro Jahr durch nutzloses Warten im Wagen rechnerisch knapp 500 Euro, insgesamt kalkulieren Fachleute den volkswirtschaftlichen Schaden auf 3,6 Milliarden Euro.
Die Alternativen
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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