Krach programmiert: Flughafen Düsseldorf plant steilen Steigflug
Reden wir mal über Lärm. Das Wort beschreibt ein Geräusch oder mehrere, die uns unangenehm sind, die wir sogar als Bedrohung empfinden können. Selbst Musik kann dazu gehören. Fragen Sie mal einen Wacken-Fan nach Helene Fischer. Oder umgekehrt. Typisch für die direkte Umgebung in einer lebendigen Stadt wie Düsseldorf ist das permanente Entstehen einer akustischen Kulisse. Wir sind davon fast immer umgeben, und oft merken wir das nicht einmal mehr. Gewohnheit halt.
Autos, Straßenbahnen, arbeitende Müllmänner, AirBnB-Nutzer mit ihren Rollkoffern, Menschen jeden Alters (je jünger, je lauter) liefern uns Eindrücke für den Gehörgang. Dumm, dass man die Nase verschließen kann, die Ohren jedoch nicht. Ein Trick der Evolution, der uns Gefahren auch im Schlaf hören und daher überleben ließ. Leider ist diese Fähigkeit heute überflüssig und deshalb eher lästig.
Zurück in unsere Heimatstadt: Es gibt ruhige Ecken, aber ob es auch welche ohne jede tonale Immission gibt, bezweifle ich. Selbst die Friedhöfe sind nicht totenstill – sie liegen zu nahe an sehr lebendigen Verkehrsachsen. Ruhe in Frieden ist da ein relativer Begriff.
Ruhige und unruhige Wohnlagen
Drei persönliche Erfahrungen: Meine ruhigste Wohnung lag an der Kapellstraße in Pempelfort. Duisburger- und Kaiserstraße waren je nur zweihundert Meter entfernt, aber nach hinten gingen die Zimmer in einen der in Düsseldorf gängigen Innenhöfe mit Garten. Da gab es nur Vogelgezwitscher. Danach kamen einige Jahre Hellerhof und wir lebten mit der nahen B8, A59 und der Bahnlinie Düsseldorf-Köln. Ein permanentes Rauschen, das aber nicht störte. Dann war es der Staufenplatz in Grafenberg: Vorne die Ludenberger Straße – lauter geht kaum. Hinten jedoch Gärten und der Ostpark. Mir hat es gefallen.
Nun Lörick. 200 Meter von uns verläuft die Hauptverbindungsachse zwischen Meerbusch und Seestern, morgens und abends Pendlerrennstrecke. Schließlich der Flughafen: Er ist von hier aus gesehen schräg gegenüber auf der anderen Rheinseite, die Einflugschneise verläuft etwa anderthalb Kilometer seitlich vom Haus. Mit anderen Worten: Ich bin betroffen vom Fluglärm. Morgens brauche ich keinen Wecker. Punkt 6 Uhr startet der erste Jet. Der wirft mich nicht aus dem Bett, dazu ist das Ganze zu weit weg. Aber ich höre ihn, weil sonst noch alles vergleichsweise ruhig ist. Kommt der Wind aus Nord-Ost, schwillt der Ton an, weht er – wie meist – aus der Gegenrichtung, ist es deutlich leiser.
Für mich überwiegen die Vorteile. Da ich über die Jahre sehr oft gereist bin, war (und ist) es großartig, in 15 Minuten am Terminal zu sein. Für Leute aus dem Umland ist schon die Anreise für den Ferienflug eine Herausforderung. Dafür ist ihnen die laute Kehrseite fremd.
In Meerbusch-Büderich ist die Lage eine völlig andere. Auf dem Marktplatz und den umliegenden Straßen sind die Reifenprofile der landenden Maschinen zu sehen, und jedes Gespräch stirbt. Gegen diesen Krach kommt keine Stimme an. Die Menschen leben damit, etliche allerdings ungern, und ein Teil kämpft dagegen an. Ich habe dort Leute erlebt, denen das beim Einzug egal war. Schöne Wohnung, der Rhein nah – alles toll. Aber nach ein, zwei Jahren kam die Einsicht: Es geht nicht. Und die Wohnungssuche woanders begann.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
Unser Journalismus ist werbefrei und unabhängig, deshalb können wir ihn nicht kostenlos anbieten. Sichern Sie sich unbegrenzten Zugang mit unserem Start-Abo: die ersten sechs Monate für insgesamt 1 Euro. Danach kostet das Abo 8 Euro monatlich. Es ist jederzeit kündbar. Alternativ können Sie unsere Artikel auch einzeln kaufen.
Schon Mitglied, Freundin/Freund oder Förderin/Förderer?