Licht aus, Kirchturmspitze weg
Auf das Licht war immer Verlass. Wenn ich abends nach der Arbeit oder einer Verabredung – zu Fuß, mit Fahrrad oder Bus – nach Hause kam, dann sah ich es. Nach Einbruch der Dämmerung leuchtete es, hoch oben am Himmel über der Herz-Jesu-Kirche und den Dächern von Derendorf, den ganzen Abend über bis nach Mitternacht. Manchmal blieb ich vor der Kirche an der Roßstraße stehen, schaute hinauf und hielt kurz inne, bis der Nacken zu kribbeln begann. Der Lichtstrahl streckte sich wie ein Kegel in die Höhe und projizierte acht Punkte an den dunklen Himmel. Aus der Ferne erinnert das an die Festung Saurons in Mordor aus Tolkiens Klassiker „Herr der Ringe“.
Dreieinhalb Jahre, bis Anfang 2022, wohnte ich mit meiner Familie ganz in der Nähe des Lichts, zwischen Kennedydamm und Roßstraße. Wenn ich an die Zeit zurückdenke, kommen mir als eines der ersten Bilder die spektakulären Himmelsstrahler in den Sinn. Doch seit September sind sie aus und die Kirche dunkel. Die Ursache ist der russische Angriff auf die Ukraine, der eine Energiekrise ausgelöst hat, deren Ende nicht absehbar ist. Im ganzen Land wurde die Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden und Kirchen abgeschaltet, um Energie zu sparen. Auch die Licht-Installation der Herz-Jesu-Kirche in Derendorf.
Ich will mehr darüber erfahren, die Hintergründe hören. Deshalb treffe ich mich an einem Dienstagnachmittag mit Peter Schmitz und Hanjo Robrecht, der eine ist Vorstandsmitglied, der andere Kantor der Katholischen Kirche Derendorf/ Pempelfort. Wir betreten die Kirche und setzen uns auf drei Stühle hinter der letzten Reihe der Kirchenbänke. Ab und zu knarrt die große Kirchentür und jemand kommt herein. Noch ist es auszuhalten, draußen sind hohe einstellige Temperaturen. Aber es könnte ein ziemlich kalter und trostloser Winter werden.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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