Rheinbahn plant Akademie für Mitarbeitende und Bürger

Zu den schlimmen Redewendungen der Arbeitswelt gehört die Formulierung, man wolle alle mitnehmen. Klingt nett, meint in der Praxis aber meistens nur, dass man eine Ansprache vor versammelter Mannschaft hält oder man im Intranet einen Text veröffentlicht und hofft, dass die Betroffenen ihn lesen. Das ist selten gut gemacht und oft nicht mal gut gemeint.
Da Mitnehmen zur absoluten Kernkompetenz der Rheinbahn zählt, hat sich das Unternehmen für seine Kommunikation nach innen und außen etwas anderes überlegt. Die Vorstandsvorsitzende Annette Grabe hat auf einer Veranstaltung der NRW-Staatskanzlei berichtet, dass sie in diesem Jahr eine Digitalisierungs-Akademie schaffen möchte. Dort sollen sowohl Mitarbeitende als auch Fahrgäste lernen – sowohl von Externen als auch von Kolleginnen und Kollegen beziehungsweise anderen Kundinnen und Kunden.
Diese Akademie macht nach meiner Einschätzung den Unterschied zwischen Gas und Bremse bei der Entwicklung der Rheinbahn. Das Unternehmen, das lange das verzögernde Pedal bevorzugt hat, beschleunigt gerade deutlich in Richtung Zukunft. Es hat im Februar erstmals autonom fahrende Busse getestet, möchte Künstliche Intelligenz einsetzen und ab 2026 papier- und bargeldlos Tickets verkaufen (Projekt Calo). Die Nahverkehrsnutzer:innen können dann wie in europäischen Metropolen mit dem Smartphone oder einer Karte ihre Fahrt buchen. Die Informationen werden auf dem Medium gespeichert, deshalb muss nichts mehr gedruckt werden.
All diese digitalen Fortschritte sind Veränderungen, und die verursachen bei vielen Menschen Sorge, Zögern, Ablehnung. Das gilt für Mitarbeitende, die die Technik anwenden und bei Fragen erklären können müssen, ebenso wie für Menschen, die Kund:innen sind oder werden sollen. Es scheint zunächst, als würde es komplizierter, mit Bus oder Bahn zu fahren. Und das könnte dazu führen, dass eine Idee langsamer verwirklicht oder sogar ganz ausgebremst wird, weil die Betroffenen den entscheidenden ersten Schritt nicht machen.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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