Wo, bitte, geht’s denn hier nach Düsseldorf?

Schon seit Jahren haben viele den Eindruck, Düsseldorf werde auf den Schildern an deutschen Autobahnen zu wenig erwähnt. Stimmt das? Ja!
Veröffentlicht am 14. Oktober 2021
Autobahnschild A 59
Für ein echtes Düsseldorfer Autobahnkreuz hat es nicht gereicht: die Beschilderung kurz vor dem Autobahndreieck-Süd. Aber immerhin ist der Hinweis korrekt und umfassend. Foto: Andreas Endermann

Auf dem Rückweg von Nord- oder Ostsee nach Düsseldorf. Wer den Elbtunnel in Hamburg hinter sich hat und das Maschener Kreuz/Horster Dreieck vor sich, der entscheidet sich nun für die Route per A 1 über Bremen oder A 7 via Hannover. Bald wird ihm auffallen: Es tauchen reichlich Städtenamen auf, aber ein Hinweis auf seine Heimatstadt ist noch lange nicht zu sehen. Dabei gibt es beim Bundesverkehrsministerium eine Liste von Bundesfernzielen. Düsseldorf scheint darin aber nicht vorzukommen.

Das Argument, heute fahren alle mit Navi, zieht auf der Autobahn nur beschränkt. Will man nach Hause und sich nicht permanent von Carin oder-wem-auch-immer in den Podcast oder den Lieblingssender reinsäuseln lassen, wird das elektronische Helferlein deaktiviert. Zumal man ja nicht im engen Straßengewirr einer fremden Großstadt, sondern auf einem der weltweit dichtesten Fernstraßennetze unterwegs ist, dem man eine erstklassige Ausschilderung der Ziele zutrauen würde. Die jedoch ist eher mager, also sollte eine ungefähre Lage der deutschen Großstädte im Kopf präsent sein. Es tauchen zwar Namen auf wie Berlin, Hamburg, München, Hannover, Köln, Kassel, auch Münster oder Dortmund – aber die Hauptstadt NRWs? Fehlanzeige, bestenfalls unter „ferner liefen“. Der Grund? Womöglich passt der Name wegen seiner Länge nicht aufs Schild. Oder die zweite Hälfte -dorf erweckt den Anschein, mit den anderen nicht mithalten zu können.

Also fährt man von Nord nach Süd auf der A 7 bis Hannover, wechselt dort über die A 352 auf die A 2 Richtung Dortmund und wird dann irgendwann freudig „Düsseldorf“ auf einem Schild entdecken. Neben ein paar anderen Städten und den Entfernungen zu ihnen. 

Vom Süden kommend ist es ähnlich. Die A 3, eine der Hauptadern für alles was vier oder mehr Räder hat und aus Richtung Bayern heimkommt, scheint fixiert zu sein auf Oberhausen. Düsseldorf ist auch dort ein Stiefkind. Irgendwo im Süden, im Raum Frankfurt, erinnere ich mich vor Jahren erstmals ein Schild mit dem Hinweis auf meine Heimatstadt entdeckt zu haben. Köln dagegen liest man häufig. 

Wo wir gerade bei Köln sind: Wer von dort auf der A 57 linksrheinisch nach Düsseldorf fuhr, fand lange vergleichsweise spät den Namen der rund um den Dom nicht gerade beliebten Stadt. Dafür taucht aber immer wieder Krefeld auf. Köln hat da allerdings nachgerüstet und gönnt dem Nachbarn im Norden nun einen Hinweis noch auf eigenem Stadtgebiet. 

Die Nennung auf Autobahnschildern – eine lange Story im deutschen Verkehrswesen. Noch heute wundern sich ortsfremde Autofahrer zwischen dem Kaarster und dem Meerbuscher Kreuz über eine Abfahrt namens Bovert. Der Himmel und vermutlich nur noch der zuständige, sicher mit Boverter Stimmen belohnte Bundestagsabgeordnete wissen, warum die verkehrstechnisch wichtige Abfahrt den Namen des beschaulichen Häufleins Häuser zwischen Büderich und Osterrath bekam. 

Auch als es um den Namen des Knotenpunktes ging, den wir heute als Breitscheider Kreuz kennen, gab es Streit. Die NRW-Landeshauptstadt beanspruchte es für sich und wollte es Düsseldorf-Nord nennen. Nein, sagte das zuständige Landesverkehrsministerium, der Ratinger Stadtteil Breitscheid liege näher dran. Daher wurde er zum Namensgeber für diese Kreuzung von A 3 und A 52.

Solchen Entscheidungen zugrunde liegt übrigens, man ahnt es, eine Vorschrift. Es sind die „Richtlinien für die wegweisende Beschilderung auf Autobahnen“. Und auch deren Kompetenzen werden nochmals eingeschränkt: Das Bundesverkehrsministerium behält sich vor, das Große und Ganze im Blick zu haben. Fernziele werden vom Bund festgelegt. Der hat dafür eigens einen Katalog geschrieben, in dem alle Städte akribisch aufgelistet sind, die man dieser Ehre für würdig erachtet. Die NRW-Landeshauptstadt scheint nicht darauf zu sein. Übrigens: Düsseldorf bekam am Ende dann doch noch sein Kreuz Nord. Zwar nicht wirklich ein Kreuz, sondern nur eine Verbindung, nämlich die von A 52 und A 44 nahe dem Flughafen. Aber immerhin. Ein ähnlicher Kompromiss ist das so genannte Kreuz Süd. Es ist nicht mal eine echte Verbindung zweier Autobahnen, denn eine endet dort: Die A 59 mündet final in die A 46. Daher wird es oft Dreieck genannt. Auch schön. 

Und, weil das im Rheinland so beliebt ist, hier nochmals der Klassen-Primus Köln: Die Domstadt hat vier Kreuze – Nord, Süd, West und Ost. Jedes von ihnen ist ein Hotspot, berühmt-berüchtigt durch tägliche Stauwarnungen. Doch selbst das finden manche Kommunen schön, weil nur so der Name ihrer Stadt bekannt wird. Bei der Abfahrt Schwerte-Ergste hat das jedenfalls funktioniert. Das Dauer-Nadelöhr auf der A 1 kurz vorm Westhofener Kreuz belegt seit Jahren einen Spitzenplatz, wenn es um stehenden Verkehr geht. Vorher dürfte diese Namens-Kombi kaum einer jemals gehört haben. 

Zum Trost: Die Düsseldorfer Pseudo-Autobahnkreuze haben ebenfalls einen Spitzenplatz – den der am wenigsten in den Staunachrichten genannten Punkte. Man könnte es auch negativ ausdrücken: Sie sind im Vergleich zu den wirklich großen so wenig frequentiert, dass es sich dort selten knubbelt. 


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