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Abschied vom Unverpacktladen: Warum ich zu selten dort war

Die „Pure Note“ in Bilk schließt im September, als letztes Geschäft ihrer Art in Düsseldorf. Ich bin mit Schuld daran – versuche es aber dennoch mit einem Trost.
Veröffentlicht am 28. August 2024
Unverpaktladen Pure Note
Im Schaufenster der "Puren Note" an der Brunnenstraße hängt ein Schild, das auf einen Rabatt hinweist. Dieser gilt, weil die vorhandenen Waren bis zur Schließung Ende September verkauft werden sollen.

An unseren Tupperdosen verblassen die Aufkleber mit den Strichcodes. Zu lange haben wir sie nicht mehr benutzt. Die Aufkleber, nicht die Dosen. Bald haben wir keine Gelegenheit mehr, sie aufzufrischen. Denn der Ort dafür, der Unverpacktladen „Pure Note“ an der Brunnenstraße in Bilk, hat angekündigt, aufzuhören. Noch bis Ende September verkaufen die Betreiber:innen die Waren, die noch da sind, dann ist Schluss. An der Adresse soll es auch danach ein gastronomisches Angebot geben. Im Moment laufen Gespräche über die Ideen für den Ort. 

Im Juli hatte Marcel Clemens auf der Internetseite des Geschäfts erklärt, warum seine Familie und er sich zu diesem Schritt entschieden haben: „Wir haben den Laden sehr erfolgreich durch die Jahre geführt, aber in der aktuellen Konstellation ist das zu anspruchsvoll.“ Die Idee namens Unverpacktladen hat viel Kraft gekostet. Eine Sieben-Tage-Woche sei die Regel gewesen, nur einmal in den sechs Jahren seit der Eröffnung war nur ein längerer Urlaub möglich.

Man kann nicht sagen, dass das Team der „Puren Note“ nicht alles probiert hätte. Es hat warmes Essen angeboten und vorgekochte Gerichte für zu Hause. Es hat das Bistro vergrößert, als sich zeigte, dass das Interesse daran die Nachfrage nach unverpackten Waren übersteigt. Es hat Konzerte im Schaufenster organisiert und Kultur im Stadtteil. Das beschreibt die Kraft und erklärt zugleich, warum sie nun fehlt.

In Düsseldorf ist das Geschäft das letzte seiner Art. Ende der 2010er Jahre kam die Idee, verpackungs- und damit müllfrei einzukaufen, in die Landeshauptstadt. In Düsseltal, Flingern oder eben Bilk eröffneten Unverpacktläden und fanden beim Großstadtpublikum zunächst reichlich Fans. Mit leeren Dosen, Flaschen und Taschen loszuziehen, jede Ware bewusst und oft Stück für Stück, Gramm für Gramm zu nehmen und an die Kasse zu tragen – das war ein bisschen Abenteuerspielplatz für Erwachsene.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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