Baumängel: Rheinbahn schließt Depot am Steinberg

Die Halle für Oldie-Bahnen löst Diskussionen aus: Lohnt es sich noch, sie zu sanieren? Für das Gelände in Bilk sind auch Werkswohnungen im Gespräch. Diese sind für viele Unternehmen ein wichtiges Thema – ein Vorbild ist die Verkehrsgesellschaft in München.
Veröffentlicht am 24. April 2025
Rheinbahn Betriebshof Am Steinberg in Bilk
In den Hallen am Steinberg stehen verschiedene Generationen von alten gelben Straßenbahnen. Außerdem gibt es dort eine Ausstellung zur Nahverkehrsgeschichte.

Die Meldung klingt harmlos, es steckt aber mehr dahinter: Die Rheinbahn hat erklärt, dass sie ihre Teilnahme an der Nacht der Museen absagen muss. Eine aktuelle Überprüfung der Bausubstanz am historischen Betriebshof am Steinberg in Bilk habe ergeben, dass dort Reparaturen erforderlich sind. Ein sicheres Besuchserlebnis sei „momentan nicht zu 100 Prozent gewährleistet“, heißt es in der Pressemitteilung. Deshalb fahren in der Nacht der Museen 2025 keine Oldie-Bahnen.

Nach meinen Informationen ist diese Nachricht mit einer größeren Diskussion im Unternehmen verbunden. Es geht um die Frage, wie hoch der Aufwand ist, die Mängel zu beheben und ob diese Investition noch Sinn ergibt. So heißt es, unter anderem seien aufwändige Arbeiten am Dach erforderlich. Es gibt sogar Beteiligte, die von Einsturzgefahr sprechen.

Die Bauabteilung des Verkehrsunternehmens hat intern bereits Pläne vorgestellt, wie man die Mängel beseitigen kann. Darüber wurde aber bisher nicht entschieden – offenbar auch, weil man Alternativen prüft. Auf den Flächen am Steinberg könnten Wohnungen entstehen, um Mitarbeitenden bezahlbare Mieten zu ermöglichen.

Das Depot in Bilk ist vor mehr als 100 Jahren entstanden. Heute sind die drei Hallen und 17 Gleise der älteste noch erhaltene Straßenbahn-Betriebshof in Düsseldorf. Die letzten regulären Fahrten starteten dort im Juni 2011. Seitdem sind dort ausschließlich verschiedene Generationen und Modelle der alten gelben Bahnen beheimatet. Der Verein Linie D kümmert sich um sie und hat zudem für Besucherinnen und Besucher eine Ausstellung zur Nahverkehrs-Geschichte eingerichtet. Zwei Hallen am Steinberg stehen unter Denkmalschutz.

Ob dieser Schutz Bestand hat, wenn das Gebäude nur mit gewaltigem Aufwand wieder gesichert werden kann, müssten die zuständigen Behörden klären. Für die Oldie-Bahnen, die pro Jahr rund 450 Touren fahren, müsste ein neues Zuhause gefunden werden. Zugleich entstünde Platz, um Mehrfamilienhäuser zu bauen.

Vorbilder München und Marburg
Wie stark Beschäftigtenwohnen die Unternehmen bewegt, hat die Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer (IHK) gerade erlebt. Als sie für Ende Januar zu einer Veranstaltung mit diesem Thema einlud, erhielt sie in kurzer Zeit mehr als 100 Zusagen. Der Tenor des Abends: Wenn Firmen ihren Mitarbeitenden bezahlbare Mieten ermöglichen, haben sie ein wichtiges Argument im Ringen um Fachkräfte. Das gilt umso mehr bei mittleren Einkommen.

Bei der IHK wurde auch deutlich, dass es keine Rückkehr zur klassischen Werkswohnung geben wird. Es werden voraussichtlich andere Modelle sein, erste Pläne könnten schon bald in Düsseldorf vorgestellt werden, hieß es damals. So lange geht der Blick unter anderem nach München und Marburg. In der hessischen Stadt prüfen die Stadtwerke, die für den Nahverkehr zuständig sind, wie sie ihren Busfahrerinnen und -fahrern preiswerten Wohnraum bieten können. Die Münchener Stadtwerke, zu der die Verkehrsgesellschaft gehört, planen dies im größeren Stil. Schon heute haben sie 1400 Einheiten, die für die Belegschaft reserviert sind. In den nächsten fünf Jahren soll diese Zahl auf 3000 steigen (hier nachzulesen).

Auch für die Rheinbahn sind solche Pläne naheliegend und wichtig, in gewisser Weise setzen sie zudem ein Kapitel der Firmengeschichte fort. Einst besaß das Unternehmen im Linksrheinischen 830 Wohnungen. Diese Häuser rund um die Hansaallee sind an den dunklen Backsteinen zu erkennen. 2013 verkaufte die Rheinbahn 75,1 Prozent der Anteile ihrer Immobiliengesellschaft an die Düsseldorfer Wohnungsgenossenschaft – für 26,5 Millionen Euro.  Damals lag der durchschnittliche Quadratmeterpreise für die Mieter:innen unter sieben Euro.

Karnevalisten in der Nachbarschaft
Am Steinberg fällt der Blick auch ins Umfeld des Straßenbahndepots. In einer ehemaligen Bushalle der Rheinbahn werden seit vielen Jahren die Wagen für den Düsseldorfer Rosenmontagszug gebaut. Jacques Tilly und sein Team arbeiten dort ebenso wie viele Karnevals-Gesellschaften und -Vereine. Ich habe den Geschäftsführer des Comitees Düsseldorfer Carneval, Uwe Willer, gefragt, wie die Situation dort ist. Er verwies darauf, dass die Wagenbauhalle eine „ganz andere Bausubstanz“ habe. Zudem habe die Politik die Bauverwaltung beauftragt, ein Gutachten für eine energetische Sanierung des Gebäudes zu erstellen. Das Ergebnis soll in der zweiten Jahreshälfte vorliegen.

Das sind zwei Argumente, die dafür sprechen, dass die Idee für den Steinberg auf das jetzige Rheinbahngelände beschränkt bliebe. Zugleich ist die Stadt Eigentümerin der Wagenbauhalle und hat damit alle Optionen.

Weitere Eindrücke vom Betriebshof am Steinberg

Rheinbahn Betriebshof Am Steinberg in Bilk

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