Blumenhäuschen Oberkassel: Saitta verliert gegen jungen Millionär

Mehr als 16 Bewerber, heftiges Gerangel: Die winzige Laden-Immobilie der Rheinbahn mitten im schicken Viertel stand über Monate leer und war sehr begehrt. Nun bekam ein Mann den Zuschlag als Nachmieter, den nur Insider kennen. Und der kein Problem hat, seinen Reichtum im Fernsehen zu präsentieren.
Veröffentlicht am 25. September 2023
Blumenhäuschen am Barbarossaplatz
Dieses Häuschen ist über 100 Jahre alt, 20 Quadratmeter groß und hat nicht einmal ein Toilette. Und doch war es heiß begehrt, vor allem bei Gastronomen. Nun hat es einen neuen Mieter.

Ein über 100 Jahre altes Fachwerkhaus, wenig mehr als 20 Quadratmeter groß, einst ein Blumenladen: Das kleine Objekt am Barbarossaplatz in Oberkassel, vor Jahrzehnten Fahrtkartenverkauf der Rheinbahn, sieht hübsch aus und brauchte einen Nachmieter. Die Kauffrau, die dort lange Zeit Blumen verkauft hatte, wollte nicht mehr und schloss ihr Geschäft. Giuseppe Saitta, dessen Restaurant direkt gegenüber liegt, bewarb sich wie ebenso der Altstadt-Gastronom Walid El Sheikh und der Chef des benachbarten Bistros Muggel. Die drei und ein Dutzend weiterer Bewerber gingen aber leer aus, denn den Zuschlag bekam nun ein anderer: Niclas Rehmann, 32 Jahre alt, der ebenfalls in Oberkassel wohnt.

Wer nicht weiß, wer das ist, sollte hier bei VierNull lesen, wie er die Marke Batbee erfand und in diesem TV-Beitrag nachschauen, welchen Lebensstil er offenbar schätzt. Denn in der Sendung „Galileo“ lässt sich Rehmann mit Freundin Antonia dabei filmen, wie er in München mit grünem Porsche Taycan vom Flughafen abgeholt und ins Hotel Mandarin gebracht wird. Dort hat eine 15-köpfige Crew die Präsidentensuite für den Gast gewienert, den Lieblingschampagner (mittags Pommery, abends Veuve Clicquot) auf Eis gelegt und die 200-Gramm-Dosen Beluga-Kaviar geordert. Alles inklusive im Preis der Bleibe: 17.000 Euro pro Nacht. Dafür gibt es zudem eine riesige Dachterrasse mit Blick auf München und Pool nebst mit Monogramm verzierte Kopfkissen und Bademäntel.

Niclas und Antonia sparen nicht mit Wows in verschiedenen Tonlagen. Sie isst Sushi aus dem Bauchstück des Thun gekonnt mit dem Stäbchen, und er schaufelt die schwarzen Fischeier großzügig auf den Teller. Nett anzusehen, aber diskret ist anders. Erst vor wenigen Monaten hat Rehmann sein Düsseldorfer Startup BatBee an den Münchner Investor KB Leas verkauft (wie ich hier berichtet habe). Zu welchem Preis, ist nicht bekannt – aber es ist nicht damit zu rechnen, dass er erst damit zum Millionär wurde. Erfolgreich lief das Produkt nämlich nicht, und der bayrische Käufer, der von sich behauptet, vor allem Luxus zu verkaufen, wollte es angeblich haben, weil er die Idee gut fand.

Rehmann jedenfalls ist auf den Kaufpreis nicht angewiesen, denn er stammt aus einer Düsseldorfer Familie, die mit wohlhabend eher bescheiden beschrieben ist. Ihr gehören nämlich zwei Parkhäuser (an der Scheiben- und an der Ratinger Straße) und andere Immobilien im Stadtgebiet sowie 65 weitere Parkhäuser im gesamten Bundesgebiet. Und wer seinen Wagen in einem der Gebäude mit jeweils mehreren hundert Stellplätzen abgestellt hat, der ahnt angesichts der Stundenpreise, wie sich das läppert. Hinzu kommt, dass die Objekte im Familienbesitz größtenteils Jahrzehnte alt, also vermutlich bezahlt sind. Anders als bei Büro- und Wohnimmobilien halten sich Unterhaltskosten dieser Betongaragen in Grenzen, sie werfen also reichlich Profit ab. Zuletzt verhandelte die Familie wegen eines unbebauten Grundstücks in Niederkassel, das – knapp 1000 Quadratmeter groß – mehr als zwei Millionen Euro kosten sollte, wie Nachbarn berichten. Wie man dort bauen will, ist nicht bekannt. Aber der Kauf ist zu diesem Preis abgeschlossen worden.

Dagegen ist die Immobilie am Barbarossaplatz ein eher bescheidenes Objekt. Das war in den Anfängen der Rheinbahn vor mehr als 100 Jahren mal eine Verkaufsstelle für Fahrkarten und wurde zuletzt als Blumenladen genutzt. Das etwas mehr als 20 Quadratmeter große Häuschen hat nicht mal eine Toilette. Das scheint den Millionärsspross nicht zu schrecken. In einer Stellungnahme der Rheinbahn, in der sie den neuen Mieter vorstellt, beschreibt er seine Pläne so: „Ich bin in den vergangenen Jahren so oft an dem Büdchen vorbeigelaufen und habe mich total in das Gebäude verliebt. Es atmet so viel Geschichte. Für mich steht Qualität an oberster Stelle. Künftig möchte ich hier die besten Blumen, den besten Cappuccino und die besten Snacks anbieten. Und ich plane noch ein paar Überraschungen, auf die sich die Oberkasseler ganz besonders freuen dürfen.“
Das klingt sehr freundlich, aber in der Nachbarschaft ist man bereits alarmiert und fürchtet zusätzlichen Andrang auf dem eh sehr belebten Platz.

Jedenfalls ist es bisher völlig unklar, warum ausgerechnet Rehmann den Zuschlag erhielt für das Objekt. Wenn man allerdings sieht, wie großzügig er mit seinem Geld umgeht, ist eines ziemlich wahrscheinlich: Er hat vermutlich angeboten, deutlich mehr Miete zu zahlen als die anderen Bewerber. Was für einen wie ihn, der in München 17.000 Euro für eine Nacht in einer Hotel-Suite bezahlt hat, kein Problem sein dürfte. Die bisher gezahlte Miete des Pavillons liegt deutlich darunter, nämlich bei 1200 Euro – pro Monat. Auch einen verlangten Abschlag in Höhe von 30.000 Euro an die vorherige Mieterin, von dem andere Bewerber berichteten, dürfte der neue Mieter anstandslos bezahlt haben.

Firma BatBee
Der neue Betreiber des Blumenhäuschens in Oberkassel ist Niclas Rehmann (links). Er hat in Düsseldorf mit Marc Kirsten die Getränkemarke Batbee aufgebaut.

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