Die gewollten Migranten – warum immer mehr indische Fachkräfte nach Düsseldorf ziehen
Hubertus Heil trägt ein blaues Trikot über seinem weißen Hemd und steht auf einer Wiese. Mal schwingt er dort einen großen Holzschläger, mal wirft er einen kleinen Lederball. Die Bilder sind im Oktober bei einem Termin mit dem indischen Botschafter auf einem Cricket-Feld in Berlin entstanden. Der Zeitpunkt ist kein Zufall. Gerade hat die Bundesregierung eine neue Fachkräftestrategie für Indien entwickelt. Es geht um eine bessere Vermittlung in Jobs, um einfachere Migrationsverfahren und um etwas, das der Arbeitsminister mit der Ausübung des dort so populären Sports symbolisieren soll: Ihr seid willkommen.
Anuj Sethi trägt sein weißes Hemd ohne blaues Trikot. Mit 27 Jahren kam er zum Masterstudium nach Berlin, mit fast 30 sitzt der Kundenbetreuer des indischen Rekrutierungsservice Leo & Sagittarius vor zwei aufgeklappten Laptops im Gemeinschaftsraum eines Coworking-Space in Lierenfeld. Noch wirkt alles ein wenig improvisiert, bald soll er in ein Büro nahe der Königsallee ziehen. Sethi tut das, was Heil freut. Er versucht, indische Fachkräfte nach Deutschland zu holen. „Fachkräftezuwanderung ist immer noch ein sehr unorganisierter Bereich. Ich kreiere einen Markt und baue dafür das richtige Netzwerk auf.“
Deutschland ist auf Zuwanderung angewiesen. Mehr als eine halbe Million Fachkräfte fehlen aktuell – ohne Arbeitsmigration aus Indien wäre die Lücke laut aktuellen Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln rund 20 Prozent größer. Das Land war bei der Nettozuwanderung zuletzt die Nummer eins der Nicht-Asylländer, noch vor Polen und Rumänien. Inder stellen die größte Gruppe der ausländischen Studierenden an deutschen Universitäten.
Düsseldorf spielt dabei eine große Rolle. Rund 7000 Einwohner der Stadt stammen aus Indien, so viele wie nirgendwo sonst in Nordrhein-Westfalen. „Deutschland galt schon immer als eines der Top-Ziele aus indischer Sicht. Aber da war immer das Problem mit der Sprache“, sagt Anuj Sethi. „Jetzt werden zunehmend die Vorteile erkannt, die das Land bietet, wenn diese Barriere überwunden ist.“
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