„Düsseldorf“ am Boden

Der 5. Mai 2020, also vor einem Jahr. Am Münchner Flughafen rollt ein A 380-800 Airbus an die Startbahn, beschleunigt und hebt ab, Richtung Süd-Westen. Unter der Flugnummer LH 9924 startet der Jet routinemäßig um 9.21 Uhr. Aber nichts an diesem Flug ist Routine – denn es ist der vorläufig letzte Trip des gewaltigen Fliegers. Sein Name: Düsseldorf. An Bord ist nur das Cockpit besetzt, es gibt keine Passagiere. Weil die Reise der &bdquo;Düsseldorf“ an diesem Tag um 11.18 Uhr auf einem kleinen Flughafen in der spanischen Steppe endet. Dort, in einer öden Gegend an der Straße Richtung Valencia, 300 Kilometer östlich von Madrid, gibt es den kleinen Flughafen der Stadt Teruel, der vorher noch nie von so riesigen Fliegern angeflogen worden ist. Nun aber doch: Die Lufthansa parkt dort etliche ihrer Maschinen, deren Betrieb in der Corona-Krise nicht mehr rentabel ist, und die zurzeit nicht benötigt werden, weil das Passagieraufkommen um rund 90 Prozent eingebrochen ist. Auch andere Gesellschaften nutzen das Areal für die Zwangspause des Fluggerätes. Viele der gängigen Airline-Logos sind vertreten, die Kapazität des Flughafens wurde von 130 Stellplätzen auf das Doppelte vergrößert. Im trockenen, milden Klima werden die Flieger dort, sicher gegen Rost, eingemottet, manche verschrottet. Teruel und den umliegenden Dörfern bringt das einen unerwarteten Boom. Handwerker, Mechaniker, Wachleute ziehen zu, weil es Jobs gibt. Parkplätze für überflüssige Jets sind derzeit weltweit begehrt, aber teuer. Sowohl in Düsseldorf wie auch in Frankfurt stehen sich am Rande der Flughäfen die Maschinen die Reifen platt. Vorteil in Teruel, neben dem milden Wetter: mit 300 bis rund 2000 Euro pro Tag (je nach Größe) sind die Abstellkosten vergleichsweise günstig. Mittendrin: die &bdquo;Düsseldorf“, sorgfältig konserviert, die vier Triebwerke abgeklebt. Ihre Kennung: D-AIMK. Seit 2014 trägt sie den Namen der Landeshauptstadt, so wurde sie damals im Mai am Düsseldorfer Flughafen präsentiert. Der damalige Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) und seine Frau genossen den Termin, bei dem Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Gäste willkommen hieß. Keiner der Besucher ließ die Chance ungenutzt, das immer noch größte Flugzeug der Welt von innen anzuschauen. Als Begrüßung gab es sogar eine kleine Taufe, allerdings nicht mit Schampus, sondern mit einem deutschen Winzersekt: &bdquo;J. Oppmann – trocken" hieß das Getränk, das die Frau des Oberbürgermeisters, Astrid Elbers, dem Riesenvogel vorsichtig über die Nase goss. Der war für diese Zeremonie leer von Frankfurt nach Düsseldorf geflogen und kehrte wenig später an den Main zurück. Ein Einsatz in Düsseldorf selbst war nicht geplant, anders als zum Beispiel Emirates setzte die Lufthansa ihre Riesen nie am Rhein ein. Der Name &bdquo;Düsseldorf“ ist Teil einer traditionellen Namensgebung der Deutschen Lufthansa. Kleinere Flugzeuge werden nach kleinen Kommunen benannt, die größten Flieger nach Metropolen. Die &bdquo;Düsseldorf“ flog in der A-380-Flotte mit ihren Schwester-Jets namens Frankfurt am Main, München, Peking, Tokio, Johannesburg, Zürich, Wien, New York, Berlin, Brüssel, Hamburg und Delhi. Lufthansa hat mitgeteilt, ihre A-380-Flotte womöglich nie wieder zu reaktivieren. Die Jets werden dann verkauft. Und wenn die &bdquo;Düsseldorf“ demnächst unter einem anderen Emblem abhebt, wird sie andere Farben tragen. Der Kranich ist verschwunden – und auch der Name. Aber vermutlich nicht für immer: Der Airbus 380 ist nicht der erste Flieger mit Namen &bdquo;Düsseldorf", und er wird wohl auch nicht der letzte sein. Vor dem Krieg flog eine Junkers 52 (Tante Ju) &bdquo;Düsseldorf“ über Deutschland. In den 50er Jahren gab es eine Boeing 707 mit dem Namen. Es folgten mehrere andere, unter anderem eine DC 10, und zuletzt ein Jumbo-Jet Boeing 747. Der wurde vor der Taufe des A 380 ausgemustert. Am Rande: Ein LH-Jet mit dem Namen &bdquo;Köln“ ist noch aktiv. Vermutlich, weil es sich um eine neue Boeing 747-8 handelt, das größte Muster des berühmten Jumbo-Jets. Er ist (noch) nicht ausgemustert, weil er weniger Kerosin verbraucht, also kostengünstiger fliegt als der große Airbus – wenn er es denn wieder darf. Info: Autor Hans Onkelbach war seinerzeit, Mitte Mai 2014, bei der Begrüßung des A 380 Düsseldorf am Flughafen dabei. Weiterführende Links D-AIMK Flugtracking und Flugverlaufsdaten - FlightAware Düsseldorf: A380 "Düsseldorf" fliegt in die Welt (rp-online.de) Video zu Teruel https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-718885.html

„Düsseldorf“ am Boden

„Düsseldorf“ am Boden

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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