Flugtaxis für Düsseldorf

Mein Bild vom Flugtaxi hat der Film &bdquo;Das fünfte Element“ geprägt. Bruce Willis spielt darin den Piloten eines fliegenden Taxis, der einer mysteriöse Frau hilft. Der Film spielt im Jahr 2263, eine Zahl, die einem mit Blick auf Flugtaxis lange einigermaßen realistisch erschien. Mittlerweile kann man sie durch Angaben in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts oder die 2030er Jahre ersetzen. Und wenn die Technik so weit sein wird, gibt es gleich mehrere Orte und Unternehmen in Düsseldorf, die sie anbieten könnten. Vorab einige Worte zur Technik: Flugtaxis sind grundsätzlich elektrisch betriebene Geräte. In der Entwicklung gibt es dabei zwei Stränge. Taxis, die flugzeugähnlich sind, und Taxis, die einem Hubschrauber nahekommen, aber leichter als ihre Vorbilder sind und deshalb E-Motoren haben können. Gemeinsam haben beide Typen, dass sie senkrecht starten. Es gibt inzwischen einige Unternehmen, die in diesem Feld arbeiten. Sie haben auf ihren Internetseiten und bei Youtube Videos veröffentlicht, die erste erfolgreiche Flüge ihrer Prototypen zeigen. Für diese Geschichte habe ich mit dem Geschäftsführer von Rhein-Taxi, Michael Mühlin, und Flughafenchef Thomas Schnalke über das Thema gesprochen und mich mit den Plänen für ein Bürohochhaus im Norden der Innenstadt beschäftigt. Rhein-Taxi In der Bruce-Willis-Welt des Jahres 2263 gibt es nur noch fliegende Taxis. Die Zukunftsvision von Michael Mühlin sieht anders aus. Er geht nicht davon aus, dass die Luftfahrzeuge ihre Geschwister am Boden ersetzen, sondern ergänzen. Für die so genannte letzte Meile, also die Strecke vom Flugtaxi-Landeplatz zum Ziel der Reisenden, werde weiterhin ein fahrendes Taxi gebraucht. Aber die Strecke davor könnte man bald sehr wohl mit einem Flugtaxi zurücklegen. Und genau deshalb beschäftigt sich der Rhein-Taxi-Geschäftsführer intensiv mit Anbietern und Potentialen. Ein Beispiel verdeutlicht den Ansatz: Die Geschäftsführerin oder der Geschäftsführer eines Unternehmens, das einen Sitz in Düsseldorf hat, muss in die Firmen-Filiale nach Dortmund. Sie oder er kann es sich nicht leisten, mit der Geschäftswagen auf der Autobahn im Stau zu stehen. Deshalb ruft sich die Person ein Taxi, wird innerhalb Düsseldorfs zu einem der Flugtaxi-Plätze gebracht, hebt von dort ab und ist pünktlich in Dortmund – dank der dritten Dimension der Fortbewegung. Und genauso funktioniert das Ganze in die andere Richtung. Geschäftsführerin oder Geschäftsführer kommt aus Dortmund angeflogen, landet bei Rhein-Taxi und steigt dort nahtlos um ins Taxi, das sie oder ihn zurück in die Firmenzentrale bringt. Gleiche Szenarien kann man sich für alle Städte in der Region bis nach Amsterdam oder Antwerpen vorstellen. Um auf den Moment vorbereitet zu sein, in dem die Industrie die Flugtaxis marktreif hat, digitalisiert Rhein-Taxi seinen Betrieb. Eine App mit Buchungssystem gibt es schon und wäre mit einem Flugtaxi-Angebot kombinierbar, zudem arbeitet Rhein-Taxi bereits städteübergreifend. Die Digitalisierung wird zudem bei der Elektrifizierung der Flotte wichtig, also der Frage, wie man das Ladesystem gleichmäßig auslastet und Lastspitzen im Stromnetz vermeidet. Wie ernst die Absichten von Michael Mühlin sind, lässt sich an einer Personalie ablesen. Zum Team bei Rhein-Taxi zählt ein Pilot, der viele Fluggeräte geflogen ist und der als Sicherheitsbeauftragter im Flugverkehr gearbeitet hat. Flughafen Düsseldorf Der hiesige Airport und der Flughafen Köln-Bonn haben Absichtserklärungen mit dem Unternehmen Lilium geschlossen. Diese in Süddeutschland ansässige Firma entwickelt ein fünfsitziges Flugzeug, dessen 36 Elektromotoren in den Tragflächen sitzen. Sie zeigen beim Start alle nach unten, so dass sich der Flieger wie eine Rakete vom Boden abdrückt. In der Flugphase sind die Motoren waagerecht positioniert. Der Auftrieb kommt dann nur noch von den Flügeln, die Motoren bewegen den Jet vorwärts. Die rheinischen Flughäfen möchten durch die Kooperation lernen, was nötig ist, um einen Platz am Flughafen zu bauen, an dem ein kommerzieller Betrieb mit Flugtaxis möglich ist. In Düsseldorf wäre dieser Platz im ersten Schritt dort, wo heute Privat- und Geschäftsflugzeuge abgefertigt werden (General Aviation Terminal). Wenn das Angebot für noch mehr Kunden interessant, also bezahlbar, wird, würde der Start- und Landeplatz auf einem der Parkhäuser entstehen (voraussichtlich P3 oder P7). Der Düsseldorfer Flughafen möchte sich mit dieser und anderen Ideen zu einem Knotenpunkt der Mobilität machen, an dem Menschen von einem Verkehrsmittel auf das andere umsteigen. Sie kommen mit dem Auto, der Bahn, einem Sharing-Fahrzeug oder eben einem Flugtaxi am Airport an und steigen in ihren Flieger. Oder sie landen hier und nutzen eines der genannten Transportmittel, um nach Hause zu kommen. Plan- und buchbar wird diese Tür-zu-Tür-Mobilität über eine App, in der alle Verkehrsmittel zu finden sind, unabhängig davon, wer sie betreibt. Daraus leitet sich ab, wo die interessanten Verbindungspunkte für die Flugtaxis liegen. Interessant ist ein solches Angebot für Menschen, die aus dem Ruhrgebiet oder dem Grenzgebiet zum Düsseldorfer Flughafen möchten und bei denen die Geschwindigkeit der Anreise wichtig ist. Ebenso können Flugtaxis als Anschluss interessant für Reisende sein, die die Flughäfen in Dortmund, Münster oder Maastricht nutzen. Während für Düsseldorf der Norden, Osten und Westen NRWs als Flugtaxi-Bereich interessant ist, wäre der Flughafen Köln-Bonn vor allem im Süden des Bundeslandes der Knotenpunkt. Der Vorteil: Die beiden Unternehmen entwickeln sich gemeinsam weiter und machen einander in der späteren Praxis kaum Konkurrenz. Neben den technischen Lösungen, an denen der Entwickler Lilium arbeitet, muss auch der Flughafen noch offene Fragen klären – zum Beispiel mit der Flugsicherung: Wie können man am Airport regelmäßig Flugtaxis aufsteigen und landen lassen, ohne dass der reguläre Flugbetrieb dadurch beeinträchtigt wird? Einen konkreten Zeitplan für das Projekt gibt es noch nicht, aber zwei Anhaltspunkte. In den Erklärungen zur Zusammenarbeit mit Entwickler Lilium ist vom Jahr 2025 die Rede. Und für die 30er Jahre gibt es eine Kalkulation, die von 400.000 Menschen ausgeht, die pro Jahr ein Flugtaxi zum oder ab dem Flughafen Düsseldorf nutzen. Bürohochhaus Twist heißt ein Hochhaus, das am Kennedydamm entstehen soll und in dessen Plänen zwei Besonderheiten stecken: Das Gebäude sieht aus, als es sei es in sich gedreht (ähnlich wie ein Korkenzieher), und es soll eine Landeplattform für Flugtaxis auf dem Dach bekommen. Auf meiner Anfrage habe ich keine aktuellen Angaben zum Stand der Idee erhalten, aber unabhängig davon lässt sich schon an den Plänen eines erkennen: Auch für Immobilienentwickler ist das Thema Flugtaxis relevant. Wenn sie bestimmte Firmen und Managements als Mieter gewinnen wollen, kann ein Start- und Landeplatz für Flugtaxis ein Argument sein. Und wer das jetzt schon einplant, hat in der Vermarktung und bei der Eröffnung einen Vorsprung vor Mitbewerbern. In der Präsentation des Hochhauses für die politischen Gremien steht allerdings auch eine der Herausforderungen solcher Vorhaben. &bdquo;Laut Herstellerangaben in Entfernung von 50 Metern eine Geräuschentwicklung von 55 Dezibel“ steht dort. Das ist vergleichbar mit dem Lärm, der nachts von einer gut befahrenen Düsseldorfer Hauptstraße ausgeht.

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