Franzen bleibt an der Kö – und ist damit der große Verlierer der Centrum-Pleite
Es ist das Ende einer seit mehr als einem Jahr andauernden Hängepartie. Der Franzen-Umzug von der Königsallee zur Schadowstraße ist abgesagt. Das berichtete als erstes die „Rheinische Post“. Der Grund dafür ist, dass der seinerzeit vereinbarte Verkauf der bisherigen Adresse an eine Tochterfirma der Centrum-Gruppe aufgrund ihrer Insolvenz nicht abgeschlossen werden konnte. Die Kaufsumme ist deshalb nie geflossen. Im Juli vergangenen Jahres hatte ich über diese Möglichkeit berichtet. „Verkauf noch nicht abschlossen – Franzen könnte an der Kö bleiben“ hieß damals die Überschrift.
Die Vorgeschichte
Centrum, das Immobilien-Unternehmen von Uwe Reppegather, war viele Jahre in Düsseldorf tätig und das im großen Stil. Es war unter anderem beim Kö-Bogen involviert, baute an der Königsallee und plante gemeinsam mit dem spanischen Architekten Santiago Calatrava eine nach ihm benannte Luxus-Shopping-Mall. Dafür kaufte Reppegather nach und nach Immobilien zwischen Königstraße, Königsallee, Steinstraße und Josephinenstraße, unter anderem auch das Haus, in dem Franzen sein Geschäft hat. Der Kaufpreis soll angeblich 80 Millionen Euro betragen haben. Aber bevor der Kauf abgeschlossen werden konnte, ging die beteiligte Centrum-Tochter in die Insolvenz. Nichts bewegte sich mehr.
Teil des Deals war die Vereinbarung, Franzen an der Schadowstraße gegenüber von P&C einen neuen Standort anzubieten und herzurichten. Das Objekt gehörte Centrum, der Umbau für Franzen begann. Dort, so der Plan, wollte der einstige Händler für teures Porzellan, Gläser und Besteck mit einem erneuerten Konzept an alte Glanzzeiten anknüpfen. Seit Jahren versucht man an der Kö, auf die veränderten Wünsche der heutigen Kundschaft zu reagieren. Die Erkenntnis ist bitter: Die Zeiten eines fürs Leben gekauften Porzellan-Service von Hutschenreuther oder Villeroy & Boch sind vorbei. Händler wie Manufactum, Maison du Monde, Ikea und andere bestimmen den Zeitgeist.
Franzen wirkte mehr und mehr altbacken, wie ein Überbleibsel aus dem vorigen Jahrhundert. Dass man nach und nach Schmuck, Uhren, Wohnaccessoires und andere Luxus-Artikel in die Auslagen brachte, änderte nicht wirklich etwas. Es wurde eher als verzweifelter Versuch gesehen, den Anschluss nicht zu verlieren.
Die Vision
Dass es an der Kö so nicht weitergehen konnte, hatte man in der Familie erkannt und sah in Verkauf plus Umzug die Chance, Franzen radikal zu modernisieren. Auf einer kleineren Fläche, mit mehr Laufkundschaft und ausreichend Kapital aus dem Verkauf wollte das Unternehmen mit neuen Produkte und Ideen ein anderes Einkaufserlebnis schaffen. Doch dieser Traum ist geplatzt.
Die Folgen
Ein Kenner der Düsseldorfer Immobilien-Szene sieht es so: „Franzen ist der große Verlierer der Centrum-Pleite. Falls die Firma am alten Standort versucht weiterzumachen, wird das schwierig. Im Grunde reiten die schon lange ein totes Pferd, trauen sich aber nicht abzusteigen.“ Auf einen Neuanfang hatte man alle Hoffnung gesetzt. Nun muss man unfreiwillig dort weitermachen, wo man eigentlich aufhören wollte.
Eine Umstrukturierung des Geschäftskonzepts wäre am neuen Standort leicht machbar gewesen. An der Kö ist er nur unter erheblichen Einschränkungen denkbar. Es würde beispielsweise einen Umbau bei laufendem Betrieb bedeuten. Das Wagnis, dafür mehrere Monate zu schließen und dann neu zu eröffnen, wäre enorm. Und es würde gemeinsame Risikobereitschaft in einer verzweigten Sippe erfordern, in der sich längst nicht alle grün sind.
Darüber hinaus leidet der Standort durch sein Umfeld. Auch das ist eine Folge der Centrum-Pleite. Unmittelbar nebenan liegt derzeit die Baustelle für einen Neubau still, der ebenfalls Teil des Calatrava-Boulevard sein sollte. Das ehemalige Haus der Galerie Volmer wurde mit Ausnahme der Fassade abgerissen, aber seit Monaten ist dort wenig passiert. Wann sich das ändert, ist nicht absehbar. Zudem wächst die Konkurrenz auf der Königsallee. Auf der anderen Seite der Straße, in der alten Bankenzeile, entstehen große neue Einzelhandelsflächen, die das Umfeld bald stark prägen werden. Beispielsweise ist der frühere Laden von Abercrombie & Fitch ein neuer Standort von RH Design aus den USA, einem Anbieter von Wohndesign.
Die (theoretischen) Möglichkeiten
Franzen könnte einen neuen Käufer finden. Das ist denkbar, der Preis dürfte dann aber deutlich unter dem liegen, was Reppegather einst geboten hatte. Denn er wollte die Kö-Immobilien unbedingt haben und hat dadurch die Preise nach oben getrieben.
Ungeklärt bliebe die Frage, was aus dem Unternehmen Franzen im Falle eines Verkaufs der eigenen Immobilie wird. Zieht es sich völlig zurück oder sucht es woanders eine Alternative? Branchenkenner sehen noch die Möglichkeit, das Objekt zu behalten und zu vermieten statt ein eigenes Geschäft zu betreiben. Eine monatliche Miete im deutlich sechsstelligen Bereich wäre so zu erzielen, heißt es.
Fazit
Franzen hat einsehen müssen, sich mit einem, höflich gesagt, dubiosen Partner eingelassen zu haben und steht nun vor den Scherben einer optimistischen Zukunftsplanung für einen großen Namen. Besonders bitter für die Familie: Die Geschäfte der Centrum-Holding scheinen nach vorübergehenden Turbulenzen weiterzugehen – allerdings ohne Franzen.