Gaspreis steigt – aber es besteht kein Grund zur Panik
Die Nachricht klingt dramatisch: „Stadtwerke erhöhen den Gaspreis massiv“. Das stimmt auch: Für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 18.000 Kilowattstunden in der Grundversorgung bedeutet die jetzige Preiserhöhung um 7,67 auf 17,15 Cent je Kilowattstunde (brutto) Zusatzkosten von rund 115 Euro im Monat. Viel Geld. Aber verschiedene Faktoren werden eine deutliche Abmilderung der Kostensteigerung nach sich ziehen. Ich erkläre hier, wie sich die Entwicklung darstellt oder darstellen kann.
Gaspreisbremse
Laut Beschluss der Bundesregierung soll sie alle Haushalte entlasten. Demnach wird der Preis für Haushaltskunden für 80 Prozent des prognostizierten Jahresverbrauchs gedeckelt – und zwar auf 12 Cent je Kilowattstunde. Das liegt rund zwei Cent über dem, was sie – je nach Tarif – bis dahin gezahlt haben. Eine Beispielrechnung: Bei gleichbleibendem Verbrauch beträgt die monatliche Mehrbelastung für den Musterhaushalt mit dem oben genannten Verbrauch von 18.000 Kilowattstunden dank dieser Bremse dann noch gut 53 Euro. Wer außerdem das von der Bundesregierung empfohlene Sparziel von 20 Prozent minus schafft und nur noch 14.400 Kilowattstunden verbraucht, zahlt 1,80 Euro mehr je Monat, rechnen die Stadtwerke vor. Ab 1. März soll diese Bremse umgesetzt werden. Allerdings hat die Bundesregierung angekündigt, dass sie auch rückwirkend für Januar und Februar wirken soll.
Dezember-Hilfe
Bereits jetzt, im laufenden Monat Dezember, wird es eine spürbare Entlastung für die privaten Haushalte geben. Dann nämlich zieht das Erdgas-Wärme-Soforthilfegesetz. Laut Entscheid der Bundesregierung garantiert es die Übernahme der Abschläge von Gas- und Wärmekunden für diesen Monat.
Abrechnung
Die gesamte Abwicklung der Hilfen erfolgt über die Stadtwerke. Es wird zugesichert, bis zum Frühjahr entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Das Ganze ist kompliziert, denn unterschiedliche Tarif- und Abrechnungsmodelle müssen korrekt abgerechnet werden. Die Abschläge sollen zudem nicht zur Preiserhöhung zum 1. Februar, sondern erst zum 1. März angepasst werden, wenn die Preisbremse in Kraft tritt – ein weiterer Punkt, der die Folgen für die Kunden weniger schmerzlich werden lässt.
Sperrungen
Können Haushalte das Geld nicht aufbringen, wurden sie bisher nur in Ausnahmefällen von der Versorgung abgeschnitten, sagen die Stadtwerke. Das soll auch so bleiben. Bereits seit mehr als zehn Jahren kooperieren die Stadtwerke mit dem Jobcenter Düsseldorf, dem Amt für Soziales und der Schuldnerberatung. Es entstand ein Hilfenetz für Betroffene, so dass im Bedarfsfall Personen unter anderem auf die Beratungsangebote, beispielsweise den Energiesparservice der Caritas oder die Verbraucherzentrale, hingewiesen werden können.
Bürgerstiftung-Fonds
Die Bürgerstiftung Düsseldorf hat einen Härtefallfonds geschaffen, aus dem Menschen unterstützt werden, die ihre Energiekosten nicht mehr tragen können. Die Stadt Düsseldorf und die Stadtwerke werden gemeinsam 500.000 Euro in diesen Fonds einzahlen, hieß es am 6. Dezember. Unternehmen und Privatpersonen können ebenfalls in den Fonds spenden (IBAN: DE06 3005 0110 1006 9867 88, Stichwort „Energie“). So soll insgesamt ein hoher sechsstelliger Betrag erreicht werden.
Über einen ebenfalls bei der Bürgerstiftung eingerichteten „Sonderfonds Energie“ können auch Vereine und Institutionen, die sich um Bedürftige vor Ort kümmern und aktuell Probleme haben, ihre Energiekosten zu begleichen, einen Zuschuss erhalten.
Hintergrund: Die Preisentwicklung
In den vergangenen Jahren lag der Gaspreis an den Großhandelsmärkten im Schnitt bei etwa zwei Cent je Kilowattstunde. Der bisherige Durchschnittspreis für das laufende Jahr hat sich auf etwa elf Cent je Kilowattstunde verfünffacht. Zeitweise lagen die Preise an den Gasbörsen um ein Zehnfaches höher als in den Vorjahren. Dass solche Steigerungen nicht in vollem Umfang an die Kunden weitergegeben werden mussten, lag vor allem an den Einkaufsstrategien der Energieversorger. Die schließen oft langfristige Verträge ab, so dass es auf das Datum der Vereinbarung ankommt. Hat man zu Zeiten eingekauft, als der Preis niedrig war und sich das für längere Zeit gesichert, profitiert auch der Verbraucher. Ist man allerdings, wie jetzt, mehr und mehr gezwungen, teurer einzukaufen, gibt man das an die Kunden weiter.
Die Stadtwerke Düsseldorf hatten nach Beginn des Kriegs in der Ukraine zuletzt im August den Preis um 3,08 Cent je Kilowattstunde (brutto) in der Grundversorgung angehoben. Schon kurz danach gab es eine erste Entlastung durch die Umsatzsteuerabsenkung auf Gas von 19 auf 7 Prozent zum 1. Oktober.