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Gehry-Bauten im Niedergang

Anfangs gab es einen Hype um die schiefen Häuser, sie wurden zu Wahrzeichen Düsseldorfs. Heute jedoch sind die Büroflächen schwer zu vermarkten: Veraltete Technik, Baumängel und nicht leicht zu nutzende Flächen schrecken ab.
Von Hans Onkelbach (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 26. September 2024
Gehry Bauten am Neuen Zollhof im Medienhafen Düsseldorf
Es ist nicht zu übersehen: Der Lack ist ab bei den Gehry-Bauten. Foto: Andreas Endermann

Eine Baustellen-Tour, die ich nicht vergessen habe: Es ist ein Tag im Jahr 1997. Die Gegend nicht weit vom Rheinturm gewöhnt sich gerade an den Titel Medienhafen. Dort gibt es ein Areal namens Neuer Zollhof und dort bin ich mit Thomas Rempen verabredet. Der Inhaber einer Werbeagentur hat es geschafft, gemeinsam mit der Stadt ein Projekt auf den Weg zu bringen, das schon vorab für Schlagzeilen sorgt. Am Rand eines Hafenbeckens soll ein Ensemble aus drei schiefen, einander zugeneigten Häusern entstehen. Eins in Ziegelrot, eins verkleidet mit glänzendem Metall, eins weiß gestrichen.

Der Architekt Frank O. Gehry hat den Plan entworfen, im Rathaus freut man sich schon auf den Ruhm Düsseldorfs als Vorreiter neuzeitlicher Architektur. Scheinbar wankende Bauten, schiefe Wände, versetzt angeordnete Fenster – wo gibt es das schon? Bald in der NRW-Landeshauptstadt. Das ist an diesem Tag mein Thema: die Gehry-Bauten im Hafen. 

Rempen ist völlig euphorisch. Erzählt von Visionen und Problemen, am Ende habe man alles überwunden, auch die Bedenken von Technikern und Statikern. Der Bau hat begonnen, man ahnt, wie das alles mal aussehen wird: schräg! Und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. 

Ebenfalls unvergesslich ist das Gespräch mit einem Maurer auf der Baustelle. Der Mann, sein Leben lang darauf gedrillt, mit Wasserwaage und Laser exakte Linie in Stein und Beton zu schaffen, hadert mit seinem Auftrag und ist schier verzweifelt. Nichts ist gerade, alles verläuft nach oben oder unten in unterschiedlichen Neigungswinkeln. Er soll arbeiten, wie er noch nie gearbeitet hat. 

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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