Kö und Co.: Baulöwe Uwe Reppegather kaufte am liebsten Düsseldorfer Top-Lagen
Wenn der Spruch „Think big“ je passte, dann bei Uwe Reppegather. Der Immobilien-Entwickler mit dem langen grauen Zopf kleckerte nicht, er klotzte – in vielen Städten. In Düsseldorfer Top-Lagen gehören (oder gehörten) ihm Grundstücke und Immobilien der obersten Preisklasse. Die Liste seiner hiesigen Einkäufe ist lang und in Teilen kurios:
Königsallee
Mitte der 1990er Jahre gab es in Düsseldorf den spektakulären Fall namens „Mord ohne Leiche an der Kö“. Ein Kaufmann hatte Interesse an den beiden Häusern der Nummern 76 und 78. In einem war lange ein merkwürdiges Auktionshaus untergebracht. Der Eigentümer, Otto Erich Simon, wollte aber nicht verkaufen. Es gab mehrere Verhandlungen, aber Simon blieb hart. Am Ende verschwand er, ein angeblicher Kaufvertrag hatte wegen einer gefälschten Unterschrift keinen Bestand und gegen den angeblichen Käufer gab es einen Prozess wegen Mordverdacht. Das Verfahren wurde nach vielen Monaten eingestellt, weil der Angeklagte erkrankte und für dauerhaft verhandlungsunfähig erklärt wurde.
Danach fielen die beiden Häuser an den Erben Simons, einen Verwandten an der Mosel. Zu dem pilgerten in den Jahren danach, so ein Zeitzeuge, Scharen von Maklern. Erfolgreich war schließlich Uwe Reppegather, damals noch in den Anfängen seiner Düsseldorfer Karriere. Er kaufte die beiden Gebäude, baute dort weitgehend neu – und verkaufte später an einen anderen großen Player der Branche: die Aachener Grund. Die gehört der katholischen Kirche.
Königsallee II
2010 war Reppegather erneut an der Kö erfolgreich. Damals gab es diese Meldung: „Das Shopping-Center Sevens ist in den Besitz eines Joint Ventures zwischen Uwe Reppegather, Gesellschafter der Centrum Holding, und des Signa Recap Development Fund I übergegangen.“ Bei Signa gab es damals schon den heute berühmt-berüchtigten René Benko. Der hatte – etwas vereinfacht gesagt – die Signa Holding gegründet. Die Immobilienunternehmer kooperierten bei diesem Projekt. Als sie sich dort präsentierten, war das für mich der einzige Termin, bei dem ich beide gemeinsam erlebte.
Königsallee III
Am wichtigsten jedoch waren Reppegathers Pläne für eine Shopping-Mall an der Kö namens Calatrava-Boulevard. Es sollte eine Kathedrale des Luxus werden. Dafür kaufte Reppegather mit seinem Firmengeflecht über die Jahre zielgerichtet etliche Immobilien im Karree Kö, Königstraße und Steinstraße:
- Galerie Volmer: Das Haus ist abgerissen und die denkmalgeschützte Fassade in Teilen eingelagert. Sie soll später wieder aufgebaut werden.
- Galerie Paffrath: Sie ist ebenfalls bereits weg. Die Firma Paffrath hat nun ihre Ausstellungsräume gegenüber an der Ecke Kö/Theodor-Körner-Straße über dem Breidenbacher Hof.
- Franzen: Einer der bekanntesten Düsseldorfer Kaufleute wollte an Centrum verkaufen. Es gibt einen Vertrag, der Preis soll bei rund 80 Millionen Euro liegen. Doch nach derzeitigem Kenntnisstand ist der Kauf nicht vollendet worden. Geld ist nicht geflossen, weil die beteiligte Reppegather-Firma insolvent wurde. Deshalb macht Franzen an der Kö weiter. Bei der ebenfalls Centrum gehörenden Ersatz-Adresse an der Schadowstraße sind die Bauarbeiten (nach zwischenzeitlicher wochenlanger Ruhe) wieder im Gange. Der ursprüngliche Plan: Franzen wollte die Kö verlassen und dort mit neuem Konzept neu anfangen. Ob und wann das etwas wird, ist derzeit nicht absehbar. Die Beteiligten halten sich bedeckt.
Königstraße
Mehrere Objekte wurden dort im Laufe der Zeit erworben. Unter anderem gehört Reppegather das Haus, in dem einst das Sterne-Restaurant Victorian saß. Wegen der unklaren Lage droht die einst attraktive Einkaufsstraße zu veröden.
Dass der Calatrava-Boulevard überhaupt gebaut wird, ist angesichts der Zahlungsprobleme der Unternehmensgruppe inzwischen unwahrscheinlich. In Fachkreisen glaubt man, dass die einzelnen Objekte nach und nach an neue Investoren verkauft und dann als Einzelkonzepte um- beziehungsweise zu Ende gebaut werden. Angeblich gibt es schon potente Interessenten, die jedoch noch in der Deckung bleiben, weil sie auf weiter fallende Preise spekulieren. „Die Geier kreisen schon“, heißt es.
Rotterdamer Straße
Im April 2020 ging das Gebäude des Yacht-Clubs in den Besitz einer Reppegather-Firma über. Vor wenigen Wochen hat dieses Unternehmen angekündigt, in die Insolvenz zu gehen. Im Gebäude sind Büros, der Club und ein Restaurant.
Ebenfalls an dieser Straße gelegen: die Schnellenburg. Das Hotel/Restaurant unmittelbar am Rhein ist ein beliebtes Ausflugsziel, seine Lage mit Blick aufs Wasser gefällt den Gästen. Bis ins 19. Jahrhundert war das Gebäude eine Treidelstation. Ein Ort also, an dem sich die Männer erholten, die damals entweder selbst oder mit Pferden Lastkähne den Fluss hochschleppten. Immobilienleute sagen, es gehöre Reppegather (oder einer seiner Firmen). Was er damit vorhat oder vorhatte, ist nicht bekannt.
Cecilienallee
Sehr prominent angepriesen auf der immer noch aktiven Internet-Seite der Firma Centrum steht das so genannte Präsidentenschlösschen an der Cecilienallee 4. Zuvor war es Teil des benachbarten Gebäudes des Regierungspräsidenten, ursprünglich diente es als Palais des Gerichtspräsidenten. Es wurde in neobarocker Architektur errichtet, der Rheinpark direkt gegenüber angelegt. Später hatte in der Villa die Niederlassung Düsseldorf der Berenberg Bank ihren Sitz. Centrum hat das repräsentative Palais, das über 1.480 Quadratmeter Bürofläche verfügt, 2019 erworben.
Schadowplatz
Neben dem Haus der Universität ist ein Eckgebäude (Hausnummer 18) im Besitz von Centrum. Im Erdgeschoss sind Läden, in den oberen Etagen Büros. Unmittelbar daneben liegt der Kö-Bogen. Anteile daran haben Reppegather ebenfalls lange gehört.
Oberkassel
Als Kunstberater Helge Achenbach 2014 verhaftet und wegen Betrugs des Aldi-Eigners Berthold Albrecht zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde, ging nicht nur seine Firma in die Pleite. Auch das Privatvermögen Achenbachs kam unter den Hammer. Dazu gehörte das wenige Jahre zuvor mit enormem Aufwand umgebaute Wohnhaus an der Düsseldorfer Straße. Reppegather kaufte es zu einem günstigen Preis, angeblich für seine Frau. Die zog jedoch nie ein, erklärte, sie wolle es als Unterkunft für Gäste halten, besonders für Besuche ihrer Mutter. Stattdessen zog das Paar um die Ecke an die Rheinallee.
Das Ex-Achenbach-Haus wurde vermietet an einen bekannten Düsseldorfer Industriellen, der dort seine von ihm getrennt lebende Frau unterbrachte. Die kaufte es schließlich und wohnt angeblich immer noch dort.
Fazit
Die Liste ist übrigens nicht vollständig, sondern nur beispielhaft. Auf die Frage, was den Baulöwen bei manchen Käufen trieb, etwa beim Präsidentenschlösschen, gab mir ein Branchen-Insider, der Reppegather mehrfach erlebt hat, eine simple Antwort: Der Mann mag einfach schöne Häuser. Vor allem solche in bester Lage.
Weiterführende Links
Ein treffendes Porträt über Uwe Reppegather hat die „Welt“ vor einigen Jahren veröffentlicht: „Der Herr der Lage“.
Die aktuelle Lage in unserer Stadt habe ich in „Düsseldorf muss auf Jahre mit Bauruinen leben“ beschrieben.
Das besondere Verhältnis zwischen Ex-Oberbürgermeister Thomas Geisel und Uwe Reppegather ist Thema dieses Textes.