Konkurrenz für Düsseldorf: Duisburg lockt mit niedriger Gewerbesteuer
Mal ehrlich – wissen Sie, wo Ehingen oder Ungelsheim liegen? Wenn ja, kennen Sie sich im Düsseldorfer Norden gut aus. Wenn nicht, gehören Sie vermutlich zu einer Mehrheit. Beides sind Stadtteile von Duisburg, sie gehören zu den südlichen Gebieten unseres Nachbarn und grenzen an eines der begehrten Wohnviertel der Landeshauptstadt: Wittlaer. Getrennt nur durch ein paar hundert Meter, in der Optik, Umgebung und Wohnqualität einander ähnlich – und dennoch liegen Welten dazwischen: Hier die Vorwahl 0211, dort 0203, hier das D auf dem Kennzeichen, dort DU. Das hat Folgen, vor allem bei den Immobilienpreisen.
Für viele Düsseldorfer ist Duisburg, trotz enger Partnerschaft bei Oper und Straßenbahnen, so etwas wie die arme Verwandtschaft nebenan – gebeutelt vom Strukturwandel, hoch verschuldet. Bilder wie die großen Demos 1988, als tausende Stahlwerker auf die Straße gingen und verzweifelt, dennoch vergebens um ihre Jobs kämpften, haben sich ins Gedächtnis gebrannt. Duisburgs wichtigste Einkaufsstraße führt auch den König im Namen, aber da sitzen ein dm-Markt, Foot Locker und Kentucky Fried Chicken. Niemals kämen Kö-Läden wie Prada oder Dior auf die Idee, dort eine Filiale zu eröffnen. Dass es in Duisburg den größten Binnenhafen Europas gibt, ist in Düsseldorf vermutlich weitgehend unbekannt. Man könnte es auch so sagen: Unausgesprochen schwingt ein bisschen Arroganz mit, wenn D über DU spricht.
Das jedoch könnte sich demnächst ändern. Denn weitgehend unbemerkt hat sich die frühere Stahlstadt in jüngster Zeit wirtschaftlich weiterentwickelt. Der hochverschuldeten Kommune ist es gelungen, rund 800 Millionen Verbindlichkeiten zu tilgen. Sie sieht derart optimistisch nach vorn, dass sie nun einen Schritt wagt, der im Revier für Aufsehen sorgt: Sie will ihre Gewerbesteuer auf einen Satz unter 500 drücken, wenn auch knapp: 495 soll er bald betragen.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
Unser Journalismus ist werbefrei und unabhängig, deshalb können wir ihn nicht kostenlos anbieten. Sichern Sie sich unbegrenzten Zugang mit unserem Start-Abo: die ersten sechs Monate für insgesamt 1 Euro. Danach kostet das Abo 8 Euro monatlich. Es ist jederzeit kündbar. Alternativ können Sie unsere Artikel auch einzeln kaufen.
Schon Mitglied, Freundin/Freund oder Förderin/Förderer?