Neusser Privatschul-Eigentümer kauft früheres Comenius-Gelände in Oberkassel
Mit dem Verkauf des Geländes des früheren Comenius-Gymnasiums an der Comeniusstraße, wird sich mittelfristig das Angebot an Privatschulen in Düsseldorf verändern. Denn der Käufer des Areals ist der Immobilien-Kaufmann Peter Soliman aus Meerbusch. Er betreibt in Neuss die Privatschule International School on the Rhine (ISR), und eröffnete 2020 am Niederkasseler Kirchweg einen privaten Kindergarten. Nun erwirbt er das Gelände an der Comeniusstraße von der Stadt. Ein Vertrag wird in den nächsten Tagen nach Klärung letzter Details (unter anderem des Kaufpreises) unterschrieben.
Für den Privatschulen-Eigner ist dieser Kauf Teil eines langfristigen Konzepts. Seine Schule in Neuss besuchen viele Mädchen und Jungen aus Düsseldorf. Aber obwohl sie nicht weit von der Stadtgrenze liegt, ist der Transport für Eltern und Schule aufwändig.
In der Landeshauptstadt wird damit das Privatschul-Angebot wachsen: Es gibt seit vielen Jahren die International School (ISD) in Kaiserswerth. Sie hat in den vergangenen Jahren aber häufig negative Schlagzeilen verursacht. Sie war wegen unklarer Finanzierungen, teils durch das Land, ins Gerede gekommen und hatte viele Schüler verloren. Außerdem belaufen sich die Gebühren auf bis zu 26.000 Euro pro Jahr, und die Schule gilt als verkehrlich nicht optimal angebunden.
Dennoch hatte und hat diese Schule einen guten Ruf. Vor allem Menschen, die nur temporär in Düsseldorf in Spitzenpositionen arbeiten, schätzen sie, weil sie dort ihre Kinder im durchweg auf Englisch stattfindenden Unterricht gut aufgehoben sehen. Die Ausstattung mit Lerntechnik ist legendär, sie ist staatlichen Schulen weit voraus. Insgesamt zeugen Bauart und Möblierung der Gebäude von hohem und teurem Standard. Ein früherer Vorstand von Bayer Leverkusen hat mir einmal gesagt, er sei – obwohl er in Leverkusen arbeitet – wegen dieser Schule nach Düsseldorf gezogen, um seinen Kindern eine optimale Ausbildung zu ermöglichen.
Nun bekommt diese Schule also Konkurrenz. Denn die ISR, bisher nur in Neuss ansässig, ist bei den Eltern anerkannt und beliebt. Über 10.000 Euro sind auch dort pro Jahr zu zahlen, aber sie ist deutlich günstiger als die Einrichtung in Kaiserswerth. Zudem bietet sie nach eigenen Aussagen für ein paar nicht so zahlungskräftige Familien Stipendien an, die es diesen ermöglichen, ihre Kinder dort unterrichten zu lassen.
Vor allem jedoch liegt das künftige Schulgelände nicht weit entfernt vom ISR-Kindergarten. Er ist unmittelbar neben der Japanischen Schule am Niederkasseler Kirchweg. Sein Kind dort betreuen zu lassen ist ebenfalls kostspielig: Die Gebühren sollen bei 1000 Euro pro Monat liegen.
Demnächst können Eltern ihre Kinder also von der Kita der ISR direkt weiterschicken auf die nahe gelegene Schule. Für viele ein starkes Argument, weil sie den Nachwuchs heute noch umständlich nach Neuss bringen müssen, sobald die Einschulung ansteht. ISR-Chef Peter Soliman hatte 2020 bei der Eröffnung der Kita seine Klientel so verortet: „60 Prozent unserer Schüler oder Kita-Kinder in Neuss leben in Düsseldorf. Und davon 80 Prozent in Oberkassel.“ Deren Schulweg wird sich nach dem Neubau also deutlich verkürzen. Für eine Stellungnahme zum Kauf war er gestern nicht zu erreichen. Bei der Stadt geht man davon aus, dass der Umbau für die neue Schule 2027 abgeschlossen sein kann.
Privat betriebene Schulen, beziehungsweise solche, die nicht öffentlich getragen werden, sind seit Jahren bei Eltern begehrt. Das von der katholischen Kirche getragene St. Ursula-Gymnasium in der Altstadt oder Suitbertus in Kaiserswerth bekommen jedes Jahr mehr Bewerbungen, als sie berücksichtigen können.
Von vielen unbemerkt hat sich in und an der Landeshauptstadt aber auch eine weitere, nicht ganz so teure Gruppe von Lehranstalten niedergelassen, die von kommerziellen Trägern betrieben werden. So zielt die Neusser Privatschule an der Graf-Landsberg-Straße eindeutig auf Jungen und Mädchen aus Düsseldorf. Sie liegt nur ein paar Minuten Fußweg vom Handweiser in Heerdt. Sie führt ihre Schüler bis zum Abitur, das vor externen Prüfern staatlicher Schulen abgelegt werden muss. Ähnlich ist es bei der St.-Georg‘s-School in Duisburg. Sie ist im Stadtteil Ungelsheim, die Grenze zu Wittaler ist nicht weit entfernt. Auch ihre Klientel kommt zu einem großen Teil aus Düsseldorf.
Anmerkung des Autors: In einer früheren Version habe ich irrtümlich die Adresse Lütticher Straße genannt. Es geht aber um das Areal an der Comeniusstraße. Bitte entschuldigen Sie den Fehler.