Nüchtern betrachtet: Das Glück des vollen Glases

Wollte man dieser ProWein 2022 ein Motto geben, müsste es lauten: Mehr Platz, mehr Rosé, weniger Alkohol. Verkündet wurden diese Trends vom Deutschen Weininstitut und der Messeleitung. Und zwar in staubtrockenen Statements, aufgesagt in einer Art Mini-Mekka für Hedonisten, dem Feine-Kost-Laden &bdquo;Naturburschen“ an der Birkenstraße in Flingern. Mehr Platz: Coronabedingt sind die Räume zwischen den Messeständen vorsichtshalber breiter als sonst. Man weiß ja nie. Zumal beim Ausspucken der Proben in die Spucknäpfe ja Tröpfchen durch die Luft schweben und anstecken könnten. Haltbarkeit der Regel: Geht mit der Pandemie. Mehr Rosé: Dieses Getränk, farblich in der Mitte zwischen Rot und Weiß angesiedelt, wird immer beliebter. Der Grund: Keiner kennt ihn wirklich. Aussicht: Wie bei jeder Mode – kommt und verschwindet wieder. Oder auch nicht. Weniger Alkohol: Das scheint nur auf den ersten Blick absurd. Schließlich ist der vergorene Traubensaft ja ein alkoholisches Getränk. Dennoch treiben einige Winzer ihrem Produkt den Stoff aus, der für gute Laune sorgt, allerdings auch für Trunkenheit. Aber am Ende ist Alkohol auch ein Geschmacksträger, was man immer dann merkt, wenn er nicht mehr vorhanden ist. Chance: Nischenprodukt, wie einst die Menthol-Zigarette. Eine Minderheit wünscht es, also kriegt sie es – so wie vegane Grillwürstchen. Wegen der Pandemie hat man zwei Jahre messetechnisch abstinent gelebt. Anfang 2020 dachte man noch, mit hoffnungsvollen Verschiebungen der Termine nach hinten zurechtzukommen. Aber irgendwann war klar: Sowohl 2020 und wie auch 2021 würde es keine ProWein geben. Die Katerstimmung war gewaltig, aber das ist jetzt Vergangenheit, und man merkt den Machern an, wie freudetrunken sie sind, endlich wieder die Korken knallen zu lassen. Wie sich Covid am Ende ausgewirkt hat, ist schwer zu erfassen. Vor allem am Anfang und während der Lockdowns ging der Weinkonsum, jedenfalls in Deutschland, nach oben. Ausgehen war nicht erlaubt, also ließ man daheim die Gläser kreisen, zur Freude der Branche. Angesichts abstürzender Zahlen anderer Wirtschaftsbereiche war sie wie besoffen von eigenen Zuwächsen weit jenseits jeder Promillegrenze. Das hat sich inzwischen wieder stabilisiert, derzeit ist man beim Umsatz ungefähr wieder dort, wo man vor der Pandemie war. Für Winzer und Händler ist die Messe in Düsseldorf jedenfalls ein idealer Treffpunkt. Ein Kaufmann aus New York beispielsweise reist an, weil er am Rhein binnen kürzester Zeit mehrere Produzenten aus Kalifornien treffen kann. Und das mit geringerem Aufwand, als wenn er von seiner Heimatstadt nach San Francisco flöge. Düsseldorf liegt eben zentral, egal, ob man aus China, Neuseeland, Australien oder Kanada kommt, und die wichtigen Anbaugebiete Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland sind nicht weit. Eine (wie guter Wein) über die Jahre gereifte Erfolgsgeschichte also. Ergo nennt man sich seit Jahren Leitmesse – als besonderes Qualitätsmerkmal, vergleichbar einem Grand Cru (Deutsch: Großes Gewächs) aus dem Bordeaux. Diese Entwicklung hat selbst die Macher immer wieder erstaunt. Jedenfalls hätten sie sich das im Gründungsjahr 1994 auf damals noch sehr bescheidenem Raum kaum vorstellen können. Heute ist das Event eines der führenden weltweit. Dass die Veranstaltung im genuss-affinen Düsseldorf selbst, also abseits vom Fachpublikum äußerst beliebt ist, liegt an einer Vermarktungsidee, die man 2007 hatte. Damals wurde immer wieder gefordert, die Messe auch für Verbraucher zu öffnen. Das jedoch lehnten die Profi-Trinker ab, nicht zuletzt aus Angst vor unkontrollierbarem Andrang allzu vieler Interessenten mit dem Wunsch nach weinseligen Gratis-Gelagen. Also erfand man den Ableger &bdquo;ProWein goes City“: eine Reihe von durchweg süffigen Veranstaltungen und Angeboten rund um kulinarische Genüsse, organisiert und betreut von der Destination Düsseldorf. Winzer, Gastronomen und Hotels beteiligen sich, es gibt Dutzende von Möglichkeiten, sich dem beliebten Getränk privat und ohne geschäftliche Interessen zu nähern. Weiterführende Informationen und Links Die Messe mit rund 5500 Ausstellern aus 62 Nationen läuft vom 15. bis zum 17. Mai, die Angebote ProWein goes City starten bereits am 13. Mai. Bei der ProWein 2019, die letzte vor Corona, waren es noch 6900 Aussteller und man zählte rund 60.000 Besucher. Das Programm von ProWein goes city Die Seite der ProWein selbst

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