Per Smartphone ins Wohnmobil

Autos, Fahrräder, E-Scooter und E-Roller mit dem Handy entsperren und nutzen, ohne sie gleich besitzen zu müssen – heutzutage alltäglich. Ein Start-up aus Mönchengladbach hat dieses Modell in eine höhere Gewichtsklasse überführt: Bei Roadfans kann man in einem komplett digitalen Prozess Wohnmobile buchen und wieder abgeben. Dadurch fallen die typischen Hürden einer Autovermietung und langes Warten weg. Das 2017 gegründete Unternehmen hat bereits 22 Abholstationen in Deutschland. Im April hat der bisher größte Standort in Düsseldorf eröffnet. Zunächst ein Schnelldurchlauf durch die Gründungsgeschichte: Joscha Stephan schwebte die Vorstellung eines spontanen, freien Urlaubs vor, als er mit Freunden im Wohnmobil an den Gardasee fahren wollte. Aus spontan wurde dann aber nichts, weil es nur Anbieter mit einer Mindestmietdauer gab und die Abholung und Rückgabe des Wohnmobils an strenge Öffnungszeiten gebunden war. Das geht besser, dachte er sich und gründete zusammen mit seinem ebenfalls campingbegeisterten Cousin Jan Philipp Harmes 2017 die Firma Roadfans. Dort laufen Buchung, Abholung und Rückgabe des Wohnmobils komplett digital per Smartphone. Wer nach dem Campingurlaub so begeistert davon ist, dass er oder sie gerne ein eigenes Wohnmobil besitzen würde, kann dort am Ende der Saison sogar eins kaufen. Nach anfänglichen Buchungseinbrüchen im ersten Lockdown hat Corona dem Konzept richtig Schwung gegeben. Umsatz 2021: 25 Millionen Euro, Prognose für 2022: das Doppelte. Klingt nach einer soliden Idee. Dabei hat Roadfans kein völlig neues Produkt entworfen, wie man das von medienwirksamen Start-ups erwartet. Die beiden Gründer haben vielmehr zwei Trends zusammengeführt: Zunächst die wachsende Digitalisierung, durch die wir es gewohnt sind, immer mehr Dinge nach unseren individuellen Bedürfnissen zu bestellen. Und dazu die wachsende Begeisterung für Campingurlaube. Dass dieser so genannte Individualtourismus immer beliebter wird, hängt zum einen wahrscheinlich mit dem steigenden Umweltbewusstsein der Bevölkerung zusammen. Urlaub im Wohnmobil ist laut einer Studie klimaschonender als viele andere Urlaubsformen. Der Verbrauch bei der Anreise ist zwar oft höher als im Auto oder Zug. Hotelübernachtungen verursachen durch den höheren Stromverbrauch aber mehr Emissionen als eine Übernachtung im Wohnmobil, wenn der Strom dort nicht grün ist. Eine Anreise mit dem Flugzeug verursacht noch mehr Emissionen, Kreuzfahrtschiffe sind besonders umweltschädlich. Zu alledem kommt noch der Imagewandel dazu, den Camping durchgemacht hat. Weg von Öko und Entbehrungen, hin zu Freiheit und der Flucht aus dem Alltag. Daran haben auch Instagram und Co. ihren Anteil, wo man kaum noch um hippe Fotos von Wohnmobilen vor atemberaubenden Landschaften herumkommt. Die Pandemie hat schließlich noch gezeigt, dass solche Fotos nicht bloß am anderen Ende der Welt entstehen können. Wie passend, dass das digitale Buchungssystem von Roadfans also Spontaneität und Flexibilität erhöht und zugleich noch die Autovermietungen für Wohnmobile aus der Gleichung wirft. Denn Autovermietungen wirken oft weniger verbraucherfreundlich durch Zusatzversicherungen, Mindestmietdauern und Ärgernisse mit Schäden von vorherigen Nutzer:innen. Bei Roadfans soll all das durch das digitale Prinzip wegfallen. Die Abholung und Rückgabe kann zu jeder Tages- und Nachtzeit erfolgen, es gibt keine Mindestmietdauer und vor dem Betreten des Fahrzeugs wird man durch ein digitales Übergabeprotokoll geführt, bei dem Schäden direkt fotografiert und hochgeladen werden. Das scheint auch alles weitestgehend zu funktionieren. Roadfans liegt bei gängigen Bewertungsplattformen wie Google und Facebook zwischen 4 und 5 Sternen. Konkurrenten wie Roadsurfer oder McRent liegen ähnlich, je nach Plattform etwas höher oder niedriger. Am Ende ist das Digitale auch Geschmackssache. Dazu noch ein Tipp: Im Kleinen kann man das Roadfans-Konzept auch ohne konkrete Urlaubsplanung ausprobieren. Was auf der Homepage etwas versteckt ist, Geschäftsführer Joscha Stephan aber verraten hat, ist, dass man die Wohnmobile nicht nur digital buchen, sondern auch besichtigen kann. Dazu muss man zunächst bei der Hotline erfragen, ob das Modell der Wahl in der Nähe zu finden ist. Sobald man dann vor dem Wohnmobil steht, kann man dieses per Anruf öffnen lassen – strenggenommen also nicht ganz digital, sondern per Mobilfunknetz, aber bei der Buchung liefe es dann wirklich übers Internet. Ohne eine Person, die einem über die Schulter guckt, kann man der Neugier im Wohnmobil dann ganz entspannt freien Lauf lassen, in Ruhe probesitzen oder jede erdenkliche Klappe öffnen und den Kopf in sämtliche Schubladen und Fächer stecken. Erklärungsvideos zu den einzelnen Wohnmobil-Modellen und deren Funktionsweise ergänzen das Ganze online. Wem das dann doch zu anonym und unpersönlich ist, kann sich die Fahrzeuge an Samstagen persönlich zeigen und erklären lassen. Weitere Geschichten über Start-ups in Düsseldorf Mode, die was kann - zum Beispiel nachts leuchten Wo es in Düsseldorf nachhaltige Mode gibt Wände aus 100 Tonnen Stahl schützen 6000 Safes für Düsseldorf Mixgetränk Batbee ist eine Erfindung aus Düsseldorf

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