„Schimmel, Arsch und Zwirn“

Ich ahne, welche Gedanken Ihnen, liebe Leser*innen, jetzt womöglich durch den Kopf schießen: &bdquo;Schimmel? Haben wir nicht, bei uns ist alles picobello! Tschö, wir sind raus.“ Halt, warten Sie mal kurz, bitte! Haben Sie vielleicht häufig Infekte? Chronische Nebenhöhlenentzündungen, Husten, Atemwegsreizungen, brennende Augen oder Hautausschläge? Oder sind sie dauernd abgeschlagen, können sich nicht gut konzentrieren und schlafen schlecht? Findet Ihr Arzt für all das keine Ursache, könnte diese in bestens verstecktem Schimmel liegen. Natürlich gibt es Lüftungsmuffel: Menschen, die ihren Räumlichkeiten eher selten Frischluft gönnen und damit je nach Feuchtezufuhr Schimmelflecken auf Wänden oder Silikonfugen begünstigen. Doch genau genommen sind die Fälle, in denen Schimmel wie aus dem Nichts auftaucht und keck auf der Wand posiert, als bräuchte er neue Fotos für Instagram, nicht das Gros. Tatsächlich versteckt sich Schimmel – als würde er ahnen, wie unerwünscht er ist – viel lieber in den hintersten Ecken. Der wahre Grund dafür ist, dass er dort häufiger die für ihn lebenswichtigen Feuchtewerte findet. Wenn Wände im Winter zu stark auskühlen (oft hinter großen Schränken, schweren Gardinen oder Einbauten vor Außenwänden), wenn etwas kaputtgeht (Wasserleitungen oder Außenabdichtungen) oder wenn beim Bau gepfuscht worden ist, kann es dazu kommen. So wie in meinem letzten Fall. Einst hockte ich fluchend in meiner piekfeinen neuen Mietwohnung: &bdquo;Schimmel, Arsch und Zwirn!“ Schon kurz nach Einzug plagten mich Atemwegsprobleme, brannten meine Augen und juckte meine Haut. Ich wusste, was hier im Argen sein musste – und fand bald bunte Schimmelkolonien hinter den Fußleisten. Restbaufeuchte tief unten im Fußbodenaufbau – tolle Wachstumsbedingungen für Schimmel – machte die vermeintliche Traumwohnung zum Alptraum. Die übliche Praxis, eine Wohnung einmal zu besichtigen und sie dann zu mieten, funktionierte für mich nicht mehr. Auch wenn Schimmel in der Wand, hinter abgehängten Decken oder unter dem Estrich hockt, können seine Stoffwechselprodukte in die Raumluft gelangen. Einige davon sind potenziell krankmachend. Und leider sind wir Menschen für das sichere Aufspüren von verstecktem Schimmel unbewaffnet. Einige Experten haben sich zwar mit Raumluft-Messgeräten munitioniert, um die besten Indikatoren für versteckten Schimmel (seine leichtflüchtigen Abgase) zu erfassen. Allerdings müssen sie erstmal ihre Proben auswerten und kennen am Ende noch nicht das Versteck. Ich wählte daher tierische Hilfe: einen zertifizierten Schimmelspürhund. Trainierte Hunde können nicht nur geringste Konzentrationen der &bdquo;Duftstoffe“ im Raum riechen, sondern auch direkt anzeigen, woher diese kommen. Der emsige Vierbeiner machte Tabula Rasa. Nicht eine, nicht zwei – weit mehr schöne Wohnungen hielt er für völlig ungeeignet. Während er sich höllisch über gefundene Verstecke freute, stand ich bedröppelt und fassungslos daneben. Wohnraumschimmel ist ein flächendeckendes Problem mit vielfältigen Ursachen. Mutmaßlich leben viele Menschen unwissentlich mit winzigen Untermietern zusammen: Experten schätzen, dass jeder zweite Neubau ein bedenkliches – meist verstecktes – Schimmelproblem hat und ohnehin über 80 Prozent aller Schimmelschäden für uns nicht sichtbar sind. Neuartige Bauweisen schaffen durch Leichtbauwände, Vorsatzschalen und Versorgungsschächte grandiose Schimmelverstecke. Es brauchte zwölf Versuche. Die elf Wohnungen, die mir der Spürhund rigoros von der Liste strich, hätte ich allesamt angemietet, wenn ich nur meinen Augen und meiner Nase vertraut hätte. In Wohnung zwölf langweilte sich der Vierbeiner entsetzlich, schaute immer wieder fragend zu seiner Chefin: &bdquo;Was soll ich hier?“ Und ich konnte endlich jubeln. Jetzt fragen Sie sich sicher: &bdquo;Gibt es denn keine Alarmzeichen?“ Doch. Treten kleine Schimmelfresser wie Silberfische oder Staubläuse gehäuft auf, ist ein Schimmelbefall wahrscheinlich. Ein moderiger Geruch ist zweifellos ein Hinweis auf einen Schimmelherd. Wasserränder oder Stockflecken sind selten originelle Wandverschönerungen, sondern meist Anhaltspunkte für etwas sehr Unschönes hinter den Kulissen. All diese Hinweise können auftreten, doch es gibt auch Fälle ohne sie. Achten Sie daher auf ihre Gesundheit: Leiden Sie oder Ihre Kinder schon länger an den oben genannten (häufigsten) Symptomen? Mit Schimmel in der Wohnung steigt offenbar auch die Gefahr deutlich, an Asthma zu erkranken. Zudem können einige Schimmel-Schurken Allergien und bei Menschen mit schlechtem oder supprimiertem Immunsystem Infektionen auslösen. Bei passenden Bedingungen treiben die lästigen Plagegeister womöglich jahrelang im Verborgenen ihr Unwesen, wenn sie nicht von Schimmeldetektiven auf zwei oder vier Beinen aufgespürt werden. Ist das jedoch erfolgt, heißt es: raus mit den Stubenhockern! Für die nötige Sanierung sollten Sie qualifizierte Fachfirmen beauftragen, die alle Schimmelherde entfernen. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken. Denn vielmals verschwinden Beschwerden danach wie von allein. Weiterführende Links Infos zum Schimmelsuchhund-Team finden Sie hier. Die Hunde dieses Teams gehören zu den wenigen zertifizierten Teams in Deutschland. Mehr dazu hier.

„Schimmel, Arsch und Zwirn“

„Schimmel, Arsch und Zwirn“

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

Kraftwerk, „Autobahn“ und die Welt von 1974

Oberbürgermeister trifft seinen Stimm-Zwilling

Zwei Düsseldorfer Zahnärzte und ihr Lehrling aus Vietnam