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Verkauf noch nicht abgeschlossen: Franzen könnte an der Kö bleiben

Das alteingesessene Geschäft hat einen Vertrag mit einem Unternehmen der Centrum-Gruppe. Aber die ist derzeit in Insolvenz. Nun ist offen, ob und wie es weitergeht. Deshalb besteht auch die Option, den alten Standort nicht aufzugeben.
Veröffentlicht am 17. Juli 2023
Firma Franzen an der Königsallee
Schon seit Wochen ist das Haus neben Franzen Baustelle. Wer dort baut, steht auf dem Zaun: Centrum. Eigentlich sollte Franzen auch weichen. Nun aber ist fraglich, wie es weitergeht. Foto: Andreas Endermann

Franzen an der Kö gibt es seit Jahrzehnten. Aber nun sollte Schluss sein, das Gebäude wurde verkauft, ein neuer Standort an der Schadowstraße gefunden. Soweit der Plan. Seit voriger Woche jedoch ist womöglich alles anders. Denn der Käufer der Immobilie, die Centrum-Gruppe, ist zum Sanierungsfall geworden. Das Unternehmen, das zwischen Kö, König- und Steinstraße eine neue Passage namens Calatrava-Boulevard plant(e), ist mit weiten Teilen seiner komplexen Firmenstruktur in der Insolvenz, und derzeit ist nicht klar, ob und wie es weitergeht.

Im Umfeld der Franzen-Familie heißt es, dass man von den Problemen des Investors völlig überrascht war und nun prüft, wo man steht und welche Risiken es gibt. Angeblich ist der Unternehmensteil, mit dem der Kaufvertrag abgeschlossen wurde, von der Insolvenz nicht direkt betroffen. Womit sich trotzdem die Frage stellt: Was wird aus Franzen? Und wo?

In der selbst verwalteten Insolvenz sind neben der Holding auch die Tochterunternehmen der Centrum-Gruppe, zu denen die Centrum Development GmbH & Co. KG, die Centrum Beteiligungsgesellschaft mbH sowie die Centrum Investment GmbH zählen. Die Details im Überblick:

Der Kaufvertrag
Franzen hat mit einer der Firmen aus der Centrum-Gruppe einen Kaufvertrag über das Grundstück an der Königsallee 42 ausgehandelt. Das Regelwerk soll mehrere hundert Seiten stark sein, es geht um einen sehr komplexen Vorgang. Zudem besteht die Familie Franzen aus verschiedenen Mitgliedern. Nach dem Abschluss des Kaufs war der Plan, das Gebäude – wie die einst nebenan gelegene Galerie Paffrath – abzureißen und das Areal in den geplanten Calatrava-Boulevard zu integrieren. Nur die Fassade sollte aus denkmalrechtlichen Gründen erhalten bleiben.

Über den Kaufpreis wurde nicht kommuniziert, umgehend gab es Gerüchte über Summen um die 100 Millionen Euro. Das wird übertrieben sein, aber im deutlich zweistelligen Millionenbereich dürfte die Summe gelegen haben. Immerhin handelt es sich um eines der zentralen Grundstücke an der Kö, und es ist sehr groß, weil es sich sehr weit nach hinten erstreckt. Dort befinden sich die großzügigen Lager des Glas- und Porzellanspezialisten.

Gibt es ein Risiko für Franzen wegen der Centrum-Schieflage?
Kein direktes. Laut Immobilien-Kennern aus Düsseldorf ist der Vertrag zwar unterschrieben und somit rechtskräftig, aber es ist noch kein Geld vom Käufer zum Verkäufer geflossen. Zudem gibt es am Standort Kö noch keinerlei Abrissarbeiten, der Verkauf im Geschäft läuft weiter. Solange kein Geld überwiesen wurde, ist das Eigentum an der Immobilie auch noch nicht beim Käufer. Denn nach deutschem Recht funktioniert die Eigentumsübertragung einer Immobilie in folgenden Schritten: Eintrag der so genannten Auflassungsvormerkung ins Grundbuch durch den Notar, vom Notar bestätigte Zahlung des Kaufpreises, Eigentumsübergang. Soweit scheint es noch nicht zu sein.

Kann es für Franzen dennoch Schaden geben?
Ja. Denn man hat längst begonnen, am neuen Standort Schadowstraße zu planen. Das heißt, mindestens sind Fachleute beauftragt worden, ein neues Konzept zu entwickeln – und damit sind Kosten entstanden. Nach derzeitiger Information ist man allerdings noch nicht in einer konkreten Umbauphase. Denn zur Vereinbarung des Verkaufs gehörte auch, dass Centrum einen alternativen Standort anbietet. Das ist gelungen, man vermittelte das Ladenlokal, in dem früher Douglas saß. Anschließend hat Centrum dort begonnen, das Lokal baulich vorzubereiten. Ab einem bestimmten Zeitpunkt wollte dann Franzen selbst die Bauarbeiten übernehmen, um sein neues Konzept umzusetzen. Sollte es dazu nicht mehr kommen, hätte Franzen vermutlich einen Schadensersatzanspruch gegen den Käufer.

Was wird aus den Plänen, wenn Centrum nicht weitermacht?
Franzen könnte einfach an der Kö bleiben. Intern wird das nicht ausgeschlossen, zumal nichts anderes übrigbliebe, wenn der Verkauf am Ende nicht über die Bühne geht.

Weiterführende Links
Über die Entwicklung an der Kö haben wir hier berichtet – und hier über den von Centrum geplanten Calatrava-Boulevard.


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