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Warum die AOK zur Kö zieht

Der Umbau im Sevens läuft bereits, in einem Jahr will man umziehen: Künftig wird die Krankenkasse an Düsseldorfs Top-Adresse mit Zahnklinik, Geschäftsstelle und Regionaldirektion vertreten sein. Der größte Teil der 1800 Mitarbeiter zieht allerdings woanders hin.
Von Hans Onkelbach (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 13. März 2024
Sevens
Das Sevens an der Kö: Drinnen wird derzeit im großen Umfang umgebaut, Saturn hat jetzt in Teilen neu eröffnet. Wenn alles fertig ist, wird dort in den oberen Etagen die AOK einziehen.

Der an den eigenen Interessen orientierte Umgang mit gut klingenden Adressen in Düsseldorf ist ein durchaus beliebtes Spiel, Tricksereien inklusive. Zwei Beispiele: Der Breidenbacher Hof liegt eigentlich an der Theodor-Körner Straße. Damit aber nicht irgendwo auf der Welt jemand „Theodor who?“ sagt, hat man sich durch eine zusätzliche Tür die Adresse Königsallee 11 gesichert. Auch die Konkurrenz Parkhotel war erfinderisch: Weil es die Kö 1 schon gab (dort sitzt der Kaufhof), bat man um die Kö 1a, was die Stadt gern genehmigte.

Nun hat auch die AOK eine gewisse Kreativität bewiesen, als sie in einer auf Anfrage zugesandten Mitteilung erklärte, wo sie künftig mit Regionaldirektion, Geschäftsstelle und Zahnklinik beheimatet sein wird. Allerdings ist bei den Versicherern die Intention eher umgekehrt: Man versucht, die Kö nicht oder nur dezent zu erwähnen. Das dazu passende Zitat geht so: „An der Adresse Steinstraße 5 (auch über die Königsallee zu erreichen) wird die AOK Rheinland/Hamburg eine Fläche von 3300 Quadratmetern anmieten.“

Tatsächlich zieht man auf die Etagen drei und vier des Sevens (Königsallee 56), die vorher von Saturn belegt waren. Der Elektronikmarkt war einst der Ankermieter des Objekts und über fünf Stockwerke präsent. Nun hat er sich mit seinem Angebot aus Fernsehern, Waschmaschinen, Kühlschränken, Computern und allen möglichen Angeboten der Telekommunikation nach und nach von diesen nicht mehr zeitgemäßen Flächen getrennt. Neuerdings verkauft Saturn nur noch in zwei Geschossen. Ein Beispiel verdeutlicht das drastisch veränderte Angebot: Es gab Zeiten, da war eine komplette Etage nur für CDs und DVDs vorbehalten. Deren Zeit ist lange vorbei, der teure Platz wurde überflüssig.

Die Flächen in den Etagen werden neu vergeben, und zwar an die AOK. Noch laufen die Umbauarbeiten. Die Kasse hofft, im zweiten Quartal 2025 einziehen zu können. Dazu heißt es, leicht gekürzt, in der Mitteilung weiter: „Als regionale Gesundheitskasse ist es uns besonders wichtig, für unsere Versicherten in der Innenstadt gut erreichbar zu sein. Mit dem Einkaufszentrum haben wir einen geeigneten Standort für das AOK-Haus Düsseldorf gefunden.“ Die damit verbundene Hoffnung: Durch die Lage in einem belebten Einkaufszentrum bringe man das Thema Gesundheit stärker ins Bewusstsein der Menschen und komme mit ihnen dazu ins Gespräch. Zusätzliche Wirkung in dieser Hinsicht soll die Zahnklinik haben.

Bereits 2020 habe man sich für diese Gesamtlösung entschieden, die bisherigen Domizile an der Kasernenstraße seien nicht mehr zeitgemäß gewesen. Ein Umbau kam wohl nicht infrage und daher hat man sie verkauft. Wichtig ist der Kasse noch das hier: „Die AOK hat durch die Neuaufstellung des Immobilienbereiches ca. 50 Prozent der Quadratmeterfläche reduzieren und damit auch ihren ökologischen Fußabdruck wesentlich verbessern können.“ Der weitaus größte Teil der 1800 Beschäftigten, nämlich alle ohne direkten Kundenbezug, arbeitet künftig am Flughafen in einem Neubau nahe der Airport City. An der Königsallee beziehungsweise Steinstraße sind 50 Menschen in Geschäftsstelle und Regionaldirektion beschäftigt, die Zahnklinik hat voraussichtlich weitere 40 Mitarbeiter.

Zur Höhe der Miete an der neuen Adresse will man sich mit Hinweis auf Vertraulichkeit nicht äußern. Ein Experte für Düsseldorfer Gewerbeimmobilien ist jedoch sicher, dass die Miete dort bei 30 Euro pro Quadratmeter liegt. Bei mehr als 3000 Quadratmetern würden also monatlich 90.000 Euro fällig.

In der Ärzteschaft stößt der Umzug auf Kritik. Ein Mediziner sagte mir dazu: „Da sieht man mal, wo das Geld steckt. Ich sehe darin eine gewisse Machtdemonstration. Eigentlich sollten die Kassen Geldverteiler sein und kein Geld zum Fenster rausschmeißen für Extravaganz. Der Bedarf ist zu bezweifeln.“

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