Wie Loretto- und Ackerstraße der Kö Konkurrenz machen

Schon seit Monaten läuft eine von der Stadt angestoßene Diskussion über eine Neugestaltung der Königsallee. Mehr Gastronomie, bessere Nutzung des gesamten Raums, Platz für Events, weniger oder gar keine Autos – vieles ist erwünscht, alles soll geprüft werden. Es besteht Einigkeit, dass der Boulevard eine Art Wiedergeburt und mehr als ein Facelift braucht, weil man erkannt hat, wie schnell Attraktivität schwinden kann. Die Pandemie hat diese Entwicklung nochmals befeuert und die Kundenfrequenzen zusätzlich gedrückt. Angst vor Ansteckung, unklares Regelwerk (2G, 3G, Maske) und verwirrende Öffnungszeiten veranlassten viele Kunden, so weit wie möglich online einzukaufen. War das nicht möglich, wurden Käufe verschoben. Es gibt daher eine gewisse Hoffnung auf Nachholbedarf. Aber der wird den nicht gemachten Umsatz nicht wettmachen. Außerdem ist die Kö stärker als andere Straßen von Demonstrationen betroffen. Seit Monaten protestieren fast jeden Samstag vor allem Impfgegner und nutzen dafür die Innenstadt, um weitestmögliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Da diese Demos plus die zu erwartenden Verkehrsprobleme stets vorher angekündigt werden, schreckt das viele Kunden ab. Die Folge: Dass der Samstag automatisch der umsatzstärkste Tag der Woche ist, stimmt bei einigen so nicht mehr. Jedenfalls sinkt die Kundenfrequenz, und das hat Folgen, wie ich hier an zwei Beispielen erläutere. Die Kö-GalerieMitte der 1980er Jahre wurde sie eröffnet und war damals der Star unter Einkaufszentren dieser Art. Aber zuletzt verlor sie an Anziehungskraft. Schon immer war ihr Obergeschoss schwach besucht, und das hat sich nicht verändert. &bdquo;Das einzige, was da oben für Traffic sorgt, ist die Kundentoilette“, sagt ein Mieter. Weil zuletzt die Zahl der Kunden immer weiter zurückging, verkürzt man die für alle Centergeschäfte verpflichtende Öffnungszeit um eine Stunde auf 10 bis 19 Uhr. Bis jetzt mussten alle bis 20 Uhr offen sein. Aber das hatte zu massiven Protesten geführt, da in dieser Stunde das Personal oft unter sich war und die Händler draufzahlten. Es heißt, einige der Kaufleute fänden sogar 10 bis 18 Uhr ausreichend. Fest vereinbarte Öffnungszeiten sind für solche Zentren sehr wichtig, weil sie auf keinen Fall wollen, dass potenzielle Einkäufer vor verschlossenen Türen stehen, während nebenan noch auf ist. Unter dem Druck der Kosten und zurückgehender Kundenzahlen wird die Regel längst nicht mehr eisern befolgt. Das SevensAls im Jahre 2000 das Sevens eröffnete und Saturn dort sogar Waschmaschinen und Kühlschränke anbot (&bdquo;weiße Ware“), war das eine Sensation: Miele an der Kö. Ging das? Ja, das ging, über Jahre. In seinen Glanzzeiten bot Saturn, der mit Abstand größte Mieter im Haus, über fünf Etagen alles an, was man daheim gerne hat und nutzt. Fernseher, Musikanlagen, Computer, CD, DVD. Das ist nun vorbei. In einigen Wochen wird man mit einem kompletten Umbau beginnen und die drei oberen Etagen aufgeben. Dort sollen Büros entstehen, kündigte der Inhaber der Immobilie bereits voriges Jahr an. Saturn beschränkt sich auf zwei Stockwerke, Insider sprechen sogar nur von anderthalb. Der Verkauf von Datenträgern wie DVD und CD ist in Zeiten von Streamingdiensten wie Netflix oder Spotify bedeutungslos geworden. Passend zu den schrumpfenden Kundenströmen konzentriert man daher das Angebot. Die Entwicklung in den QuartierenEs liegt nicht nur, aber auch am Onlinehandel. Nahezu jeder kauft heute sowohl im Netz wie live ein. Klaus Schwitzke spricht von hybriden Kunden. Der Innenarchitekt und seine Firma verkaufen ihrer Klientel aus großen Ketten (unter anderem Tommy Hilfiger), einzelnen Labels wie LFDY (Live Fast Die Young) oder Immobilienentwicklern komplette Konzepte, wie man gegensteuern kann. Dabei werden nicht Verkaufsflächen, sondern haptisch und optisch, also im wahrsten Sinn des Wortes reizvolle Erlebniswelten geschaffen. Schwitzke erwartet, dass die Quartiere immer attraktiver werden. Weil sie diese Anreize aufgrund ihrer Struktur und einem Mix aus Wohnen, Arbeiten, Einkaufen sowie Gastronomie bieten, locken sie Kundenströme an. An der Loretto-, Rethel- und Ackerstraße bestätigt sich das. Bei der Rethelstraße ist das bereits seit Jahren zu beobachten, aber vor allem die Loretto- und die Ackerstraße zeigen einen Trend, entstanden aus der gestiegenen Attraktivität der Stadtteile, in denen sie liegen. Beides sind Adressen, die noch vor einigen Jahren niemals als reizvoll empfunden worden wären. Aber im Laufe Zeit hat sich das komplett gedreht. Kleine Läden mit individuellen Angeboten für Mode, Kinder, Haushalt, Lebensmittel abseits des üblichen Handels wurden neben Restaurants unterschiedlicher Preis- und Angebotsklassen geschaffen. Am wichtigsten jedoch: Ein erheblicher Teil der Kundschaft wohnt um die Ecke und kauft im Quartier ein. Für die Kö sind diese oft gut verdienenden Menschen weitgehend verloren. Dass allerdings eine einst florierende Quartiershauptstraße nicht zwangsläufig problemlos weiter besteht, zeigt sich an der Luegallee. Diese in beide Fahrtrichtungen zweispurige Straße halbiert Oberkassel und ist Verkehrsachse für Pendler in Richtung Innenstadt und zurück. Gleichzeitig ist sie Haupteinkaufsmeile für den Stadtteil und die Menschen aus Niederkassel, Lörick und Heerdt. Nun gibt es Pläne, je eine Fahrspur zum Radweg zu machen. Prompt kommt der Protest vom dort sitzenden Einzelhandel, der ohnehin in einer Umstrukturierung ist. Von einem Image wie der Lorettostraße ist die schon seit Jahrzehnten als Einkaufsstraße agierende Luegallee weit entfernt. Man will wohl auch nicht in diese Richtung, sondern setzt auf eine solide Nahversorgung. Supermärkte, Apotheken, Telekom- und Vodafonefiliale, Restaurants, Metzger, Bäcker – alles da. Und Parkplätze. Käme es zum avisierten Radweg, fielen davon über 200 weg, heißt es. Das wird der Einzelhandel versuchen zu verhindern. Ob der Radweg tatsächlich kommt, ist offenbar keinesfalls sicher. Die CDU im Rat will erst einmal mit Tempo 30 einen Versuch wagen, den Verkehr zu verlangsamen. Viel bringen wird das nicht, weil die Straße eh kaum schnell befahrbar ist und Zweite-Reihe-Parker den Verkehr oft verlangsamen. Wie die anderen Quartierseinkaufstraßen profitiert auch die Luegallee von den naheliegenden Wohnvierteln. Aber einige Leerstände beweisen den Druck, unter dem der Einzelhandel auch dort steht. Leerstand an der Luegallee. Der Einzelhandel dort ist im Wandel und fürchtet den Wegfall einer Fahrspur zugunsten eines Radwegs. Foto: Andreas Endermann

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Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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