Wilhelm Andree und sein Kampf um den Großmarkt
Um 8 Uhr morgens wird auf dem Gelände des Düsseldorfer Großmarkts bereits aufgeräumt. Gabelstapler mit Kisten und Körben voller Obst und Gemüse fahren hin und her, zwischendrin holen die letzten Großkunden ihre Bestellungen. In Halle acht gehen sie dafür zu Wilhelm Andree. Die Luft ist klar und frisch, es riecht leicht süßlich, insbesondere Trauben und Tomaten verströmen ihr Aroma. Stolz sitzt der Landwirt im Bürostuhl an seinem hölzernen Schreibtisch im holzvertäfelten Büro. Hier riecht es eher nach Papier und Kaffee. Hinter ihm hängen viele Fotos von seiner Familie, Freunden, Kunden, von seinem Hof. Konzentriert beugt er sich über Rechnungen, unterschreibt sie, prüft Geldscheine auf Fälschungen. Dazu benutzt er eine kleine Maschine. Sollte Falschgeld dabei sein, würde sie piepen. Hat sie bisher aber nie.
Einen Computer sucht man bei Wilhelm Andree vergebens. Er macht alles noch analog, Lieferscheine, Rechnungen, alles ist noch auf Papier. Seine Kollegen, ja, die nutzen diese „neue Technik“, aber „für mich ist das nichts“, sagt er.
Müdigkeit ist im Gesicht des 88-jährigen Landwirts aus Düsseldorf-Hamm nicht zu erkennen. Sein kariertes Hemd ist nicht zerknittert, die Hosenträger sitzen immer noch da, wo sie sein sollten, seine weißen Haare liegen ordentlich, der Blick hinter den Brillengläsern ist wach und aufmerksam. Dabei ist er um diese Uhrzeit bereits seit acht Stunden bei der Arbeit. Während andere um diese Tageszeit in den Beruf starten, hat er bald Feierabend. Sein Arbeitstag – oder seine Arbeitsnacht, wie er selbst sagt – beginnt gegen Mitternacht. Dann fährt er zum Großmarkt und verkauft seine Produkte. Er beaufsichtigt die Sortierung der Bestellungen, koordiniert seine 14 Mitarbeiter, verwaltet die Kasse. Und hat dabei immer ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht.
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